Islamisten wollen Geisel ermorden
22. September 2014Das Außenministerium in Paris bestätigte die Entführung des Franzosen in Algerien. Der 55-Jährige, ein Bergführer aus Nizza, soll am Sonntag in einer bergigen Region bei Tizi Ouzou etwa 110 Kilometer östlich von Algier beim Wandern von der Gruppe Jund al-Khilafa (Die Soldaten des Kalifats) gekidnappt worden sein. In einem am Montagabend aufgetauchten Video drohte die Gruppe damit, ihre Geisel binnen 24 Stunden zu töten, sollte Frankreich seine Luftangriffe gegen den IS im Irak nicht stoppen. Frankreich bestätigte die Echtheit des Videos.
Hollande um Hilfe gebeten
Darin hat sich der weißhaarige Franzose direkt an den französischen Präsidenten François Hollande gewandt und ihn um Hilfe gebeten. Neben ihm stehen zwei vermummte Männer mit Kalaschnikow-Gewehren.
Die französische Regierung erklärte, sie werde den Forderungen der Entführer nicht nachgeben. "Eine Terrorgruppe kann Frankreichs Haltung nicht verändern", sagte der französische Außenminister Laurent Fabius. Deshalb seien Drohungen zwecklos. Das Präsidialamt erklärte jedoch, Frankreich und Algerien arbeiteten "auf allen Ebenen vollständig zusammen", um den Mann zu finden und zu befreien.
Frankreich hatte sich als erstes europäisches Land an den US-Luftangriffen gegen IS-Stellungen im Irak beteiligt. Seit Freitag fliegt die französische Luftwaffe Angriffe. Das Außenministerium in Paris rief seine Staatsbürger in rund 30 Ländern zu "größter Vorsicht" auf. Im Namen der IS-Terrormiliz waren bereits zwei US-Journalisten und ein britischer Entwicklungshelfer ermordet worden. Davon stellten die Terroristen Videos mit Enthauptungsszenen ins Internet.
Der Fall des entführten Franzosen passt auf fatale Weise zur jüngsten Drohung der IS-Terroristen. Die Miliz rief zur Tötung der Bürger aller Staaten auf, die sich der internationalen Koalition gegen die Organisation angeschlossen haben. Anhänger und Unterstützer von IS sollten "ungläubige Amerikaner oder Europäer - vor allem die boshaften und dreckigen Franzosen" töten, erklärte IS-Sprecher Abu Mohammed al-Adnani in einer Botschaft in mehreren Sprachen. Er nannte auch Australier oder Kanadier als Ziele.
Der IS-Sprecher nannte als Ziel für Anschläge und Angriffe explizit sowohl Soldaten als auch Zivilisten. Die Erklärung in Arabisch, die zusammen mit einer Übersetzung in Englisch, Französisch und Hebräisch veröffentlicht wurde, richtete sich offenbar gezielt an Einzeltäter und schien weniger zu Anschlägen mit hohem Organisationsgrad als zu einzelnen Morden aufzurufen.
Neues Video aufgetaucht
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat ein neues Propagandavideo veröffentlicht, in der erneut eine britische Geisel vorgeführt wird. Es zeigt den gleichen Journalisten, der vergangene Woche in einem Video der Terroristen zu sehen war. Die Aufnahme war von der SITE Intelligence Group, die Internetseiten von Extremisten beobachtet, als authentisch eingestuft worden. In dem fast sechs Minuten langen Film kritisiert der verschleppte Mann die Luftangriffe unter Führung der USA gegen IS-Stellungen und sagt, seine Regierung habe ihn im Stich gelassen.
as/cr (afp/dpa)