Gegenseitige Drohungen im Nahen Osten
12. November 2017"Wir werden mit sehr harter Hand gegen jene vorgehen, die versuchen, uns anzugreifen", sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu während der wöchentlichen Kabinettssitzung in Jerusalem. "Ich meine jeden: Rebellenfraktionen, Organisationen - alle." Und für jeden Angriff aus dem Gazastreifen mache er die Hamas verantwortlich, so der Regierungschef.
Ähnlich scharf äußerte sich am Samstagabend der israelische General Joav Mordechai, der für die zivilen Beziehungen zu den Palästinensern zuständig ist, in einer Videobotschaft auf arabisch. Er bezog sich darauf, dass die israelische Armee Ende Oktober einen Tunnel zerstört hatte, der von palästinensischem auf israelisches Gebiet führte. Dabei starben mindestens zwölf Palästinenser, die meisten davon mutmaßlich Mitglieder des Islamischen Dschihad. Der Dschihad hatte daraufhin Rache geschworen.
"Wir wissen von dem Komplott, das die palästinensische Terrorgruppe Islamischer Dschihad gegen Israel plant", so Mordechai in dem Video. "Sie spielen mit dem Feuer - auf Kosten der Zivilbevölkerung, der palästinensischen Versöhnung und der Stabilität der Region." Die Führung des Dschihad in Damaskus trage die Verantwortung. Jeder Angriff werde eine "scharfe und entschlossene Reaktion" ernten und das gelte, betonte der General, "nicht nur für den Islamischen Dschihad, sondern auch für die Hamas".
Zerstörter "Terrortunnel" führt zu "Kriegserklärung"
Ungeachtet der scharfen Angriffe aus Jerusalem hatte die in Gaza regierende Hamas Israel in diesem Fall allerdings gar nicht gedroht. Eine Reaktion kam dagegen umgehend vom Islamischen Dschihad: "Die Drohungen des Feindes, die Führung der Bewegung ins Visier zu nehmen, sind eine Kriegserklärung. Wir werden darauf reagieren."
Nach Ansicht Israels haben die Einsatzkräfte Ende Oktober einen palästinensischen "Terrortunnel auf israelischem Hoheitsgebiet" zerstört, so General Mordechai. Dabei hat die israelische Regierung die Leichen von fünf militanten Palästinensern erbeutet, die sie gegen zwei tote Soldaten und zwei lebende Zivilsten eintauschen möchte, von denen sie vermutet, dass die Hamas sie festhält.
Der Vorstoß folgte auf eine längere ruhige Phase nach dem Krieg zwischen Israel und Hamas 2014. Gegen Ende des Krieges hatte Israel über 30 Tunnel zerstört. Durch das Tunnelsystem bekommen die Bewohner des abgeriegelten Gazastreifens Dinge des täglichen Bedarfs, vor allem aus Ägypten. Militante Gruppen schleusen dadurch aber auch Waffen nach Gaza oder - wie 2014 - Kämpfer nach Israel.
Die Führer der Hamas und der das Westjordanland regierenden Fatah hatten am 12. Oktober ein historisches Versöhnungsabkommen unterzeichnet, das ein Jahrzehnt der Spaltung überwinden soll. Der Hamas dürfte darum an politischer Stabilität gelegen sein. Am 1. Dezember soll die Palästinensische Autonomiebehörde die Kontrolle über den Gazastreifen wieder übernehmen.
hin/sam (AFP, AP, dpa)