Spionagevorwurf: Italien weist Russen aus
31. März 2021Die Carabinieri teilten in Rom mit, den Festgenommenen würden "schwere Verbrechen im Zusammenhang mit Spionage und der Staatssicherheit" vorgeworfen. Die beiden namentlich nicht genannten Personen seien am Abend im Rom dabei erwischt worden, als sie Dokumente gegen Geld tauschten.
Die italienische Nachrichtenagentur Ansa meldet, bei den Dokumenten handele es sich um Informationen aus dem Bereich der militärischen Kommunikation wie etwa geheime Karten. Nach Informationen der Zeitung "La Repubblica" arbeitete der Kapitän im Büro des Stabschefs für die Verteidigung. Er habe Zugang zu zahlreichen vertraulichen Dokumenten zur italienischen Verteidigungspolitik und Aktivitäten der NATO gehabt. Die Zeitung "Corriere della Sera" berichtet, der Kapitän habe von dem Russen 5000 Euro in bar bekommen.
Zwei Russen ausgewiesen
Außenminister Luigi Di Maio sprach auf Facebook von einer "sehr ernsten Angelegenheit". Er gab die Ausweisung von zwei russischen Vertretern bekannt. Er habe den russischen Botschafter Sergej Razow wegen des Vorfalls einbestellt.
Die russische Botschaft in Rom bestätigte, dass am 30. März ein Mitarbeiter des Militärattachées festgenommen worden sei. Der Mann wurde jedoch aufgrund seiner diplomatischen Immunität wieder auf freien Fuß gesetzt. Ob es sich bei ihm um einen der beiden ausgewiesenen Russen handelt, ist unklar.
Medienberichten zufolge erklärte das Außenministerium in Moskau sein Bedauern. Die russische Nachrichtagentur Interfax zitierte einen russischen Abgeordneten mit den Worten, man werde den Schritt in gleicher Form erwidern.
Nicht die erste Spionageaffäre
Der Vorfall ist der jüngste in einer Serie von Spionage-Vorwürfen europäischer Staaten gegen Russland. Bulgarien hatte am 19. März entsprechende Anklagen gegen sechs eigene Staatsbürger bekanntgegeben. Im Dezember verwiesen die Niederlande zwei russische Diplomaten wegen mutmaßlicher Spionage des Landes.
Das Verhältnis zwischen Russland und der EU ist derzeit stark angespannt. Italien ist aber eines der Länder innerhalb der EU, das noch relativ gute Beziehungen zu Russland unterhält. Belastet werden die Beziehungen zwischen Russland und der EU unter anderem durch den Giftanschlag auf den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny und seine spätere Verurteilung zu zweieinhalbjähriger Haft in einem Straflager.
kle/uh (rtr, dpa, afp, ape)