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Ein neuer UN-Flüchtlingskommissar

12. November 2015

Inmitten der umfangreichsten Flüchtlingskrise der Weltgeschichte bekommen die Vereinten Nationen mit dem Italiener Grandi einen neuen Flüchtlingskommissar. Der Diplomat soll das Amt zum Jahreswechsel übernehmen.

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Filippo Grandi wird neuer UN-Flüchtlingskommissar
Bild: picture-alliance/AA/C. Ozdel

Filippo Grandi übernehme das Amt von dem Portugiesen António Guterres, teilte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mit. Das Nachsehen hatten damit der Direktor der UN-Umweltorganisation (Unep), Achim Steiner, sowie die frühere dänische Regierungschefin Helle Thorning-Schmidt, die sich ebenfalls für den Posten interessierten.

Guterres hatte sich seit 2005 als UN-Hochkommissar für Flüchtlinge für das Schicksal der Vertriebenen in der Welt eingesetzt. Sein Mandat endete nach zehn Jahren eigentlich schon im Juni, wurde aber um sechs Monate verlängert. Nun gibt der Portugiese das Amt zum Jahresende ab und hinterlässt Grandi eine der schwierigsten Aufgaben, die es derzeit gibt. Grandis Nominierung muss noch von der UN-Vollversammlung abgesegnet werden, das gilt aber als Formsache und könnte bereits in der kommenden Woche geschehen.

Seit Jahren ein Kenner der Materie

Der 58-jährige Italiener blickt auf eine jahrelange Arbeit bei den Vereinten Nationen zurück: Er war von 2010 bis 2014 Chef des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), nachdem er die Behörde mehrere Jahre lang als Stellvertreter geleitet hatte. Er arbeitete außerdem für die UN-Hilfsmission in Afghanistan und für das Flüchtlingshilfswerk UNHCR im Sudan, im Irak, in Syrien und in der Türkei. Zu humanitären Missionen war er unter anderem im Jemen und im Kongo.

Die Wahl des Italieners wird als Entgegenkommen an Italien gewertet, da das Land durch seine Lage am Mittelmeer besonders von der hohen Zahl ankommender Flüchtlinge betroffen ist. Thorning-Schmidt hatte schon im Sommer deutlich gemacht, dass sie sich für den Posten interessiert. Dem Vernehmen nach sprach nun aber die restriktive Asylpolitik Dänemarks gegen sie als Flüchtlingskommissarin. Außerdem gab es offenbar repräsentative Probleme, da ein Däne, nämlich Michael Möller, bereits das UN-Büro in Genf leitet.

Ein Amtsantritt in schwerer Zeit

Grandi übernimmt das Amt in einer schwierigen Zeit. Derzeit sind nach UN-Schätzungen weltweit 60 Millionen Menschen vor Krieg, Gewalt und Vertreibung in ihren Ländern oder außerhalb ihrer Heimat auf der Flucht. Der UN zufolge übersteigt die Zahl noch die der Schutzsuchenden während des Zweiten Weltkriegs.

Antonio Guterres in Athen
Nach zehn Jahren im Amt gibt der Portugiese Guterres die Führung des UNHCR abBild: picture-alliance/dpa/O. Panagiotou

Europa ist das erklärte Ziel vieler Flüchtlinge, weshalb der Andrang der Schutzsuchenden die europäischen Länder auf eine harte logistische und finanzielle Probe stellt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rügte nun aber indirekt die nordeuropäischen Länder für Kürzungen bei der Entwicklungshilfe, um die Flüchtlingskrise zu bewältigen.

Er nannte kein Land konkret - Finnland, Norwegen und Schweden planen derzeit aber alle entscheidende Einschnitte bei den Hilfsgeldern für arme Länder. Dänemark beschloss die Budget-Kürzungen bereits, die Niederlande erwägen Umverteilungen der Gelder. "Die Ressourcen eines Bereichs sollten nicht auf Kosten eines anderen gehen", erklärte Ban. An der Entwicklungshilfe zu sparen sei "kontraproduktiv". Damit werde Millionen Menschen weltweit die Chance auf ein besseres Leben genommen.

Das UNHCR - älter als die UN

Das UNHCR, dessen Vorsitz nun der Italiener Grandi übernimmt, ist übrigens älter als die 1945 gegründeten Vereinten Nationen. Erster Flüchtlingskommissar, damals noch mit dem Mandat des sogenannten Völkerbundes ausgestattet, war von 1922 an der Polarforscher Fridtjof Nansen, der für seine Bemühungen um Flüchtlinge noch im Jahr seines Amtsantritts den Friedensnobelpreis erhielt.

haz/bri (rtr, afp, dpa)