IWF lobt und mahnt Deutschland
21. Juli 2014Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Konjunkturprognose für Deutschland nach oben korrigiert. Ungeachtet der Ukraine-Krise werde das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr um 1,9 Prozent zulegen, hieß es in einem am Montag veröffentlichten Jahresbericht für die Bundesrepublik. Bislang war der IWF von einem Wachstum von 1,7 Prozent ausgegangen. Auch für das kommende Jahr erhöhte er die Prognose für Deutschland von bislang 1,6 Prozent auf 1,7 Prozent.
Vor allem wegen der Binnennachfrage und eines soliden Arbeitsmarktes befinde sich Deutschland im Aufschwung, erklärte der Währungsfonds. Außerdem profitiere Deutschland von seinen gesunden Unternehmen und Privathaushalten sowie von einer besseren Haushaltslage.
"Deutschland könnte mehr tun"
Auf Deutschland kommen laut IWF gleich mehrere Probleme zu - die Demografie sowie womöglich auch stark steigende Energiepreise. Dadurch seien die Wachstumsaussichten mittelfristig bescheiden. Der IWF rät zu höheren Investitionen des Staates, etwa in den Ausbau von Straßen sowie Bildung und Forschung. "Deutschland könnte mehr tun, um sein Wachstum zu fördern und seine Rolle als Zugpferd im Euro-Raum auszubauen."
Die IWF-Experten fordern, angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen die Entwicklungen am Immobilienmarkt und bei den Lebensversicherern wachsam zu verfolgen. Für den Immobilienmarkt sieht zum Beispiel auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, wie er jüngst erneut in einem "Handelsblatt"-Interview sagte, die Gefahr von spekulativen Preisblasen. Und für die Lebensversicherer haben Bundestag und Bundesrat gerade ein Maßnahmenpaket beschlossen, um diese zu stabilisieren. Den Versicherern fällt es immer schwerer, die den Kunden versprochenen Renditen am Kapitalmarkt zu erzielen.
Risikofaktor Energie
Angesichts der Entwicklungen in Osteuropa warnt der IWF vor möglichen Folgen der Ukraine-Krise für die deutsche Konjunktur. Eine Eskalation der geopolitischen Spannungen in der Ukraine und Russland könne Deutschland schaden. Die direkten Handelsverbindungen seien zwar überschaubar, aber die Risiken könnten Deutschland indirekt treffen, weil Deutschlands Handelspartner in der Region geschwächt werden könnten, erklärte der IWF. Bei Spannungen auf dem Energiemarkt könne Deutschland wegen seiner hohen Abhängigkeit von russischem Öl und Gas stark betroffen sein.
dk/kle (dpa/afp/rtr)