Japan macht im Handelsstreit mit Südkorea ernst
28. August 2019Die "weiße Liste" umfasst jene Länder, die Vorzugsbehandlungen bei Handelsgeschäften mit Japan genießen und Produkte beziehen, die für militärische Zwecke benutzt werden können - darunter Deutschland, Großbritannien und die USA. Die rechtskonservative Regierung in Tokio hatte kürzlich beschlossen, dass japanische Firmen für den Export bestimmter Materialien - etwa Fotolacke, die in der Chipproduktion verwendet werden - jedes Mal Lizenzen beantragen müssen. Am heutigen Mittwoch traten die neuen Regelungen in Kraft.
Von den Restriktionen sind vor allem die südkoreanischen Chiphersteller Samsung und SK Hynix sowie die Firma LG Display betroffen. Japan hatte den Beschluss damit begründet, dass das gegenseitige Vertrauen untergraben sei und es Sicherheitsbedenken in Bezug auf einige Exporte nach Südkorea gegeben habe, ohne dies näher zu erläutern.
Seoul setzt auf Dialog
Die Regierung in Seoul äußerte "starkes Bedauern" über das Vorgehen des Nachbarlandes. Japans Premierminister Shinzo Abe behandele Südkorea "wie einen Feind", sagte der stellvertretende nationale Sicherheitsberater Kim Hyun Chong. Südkorea hatte bereits mit Vergeltung gedroht, indem es Japan seinerseits von der eigenen "weißen Liste" streicht. Ein entsprechender Beschluss soll im September in Kraft treten. Zudem beendete Seoul vergangene Woche ein Geheimdienstabkommen mit Tokio.
Premierminister Lee Nak Yeon drängte Japan nun zu Gesprächen, um die dramatisch verschlechterten Beziehungen der beiden ostasiatischen Länder zu reparieren. "Wir erwarten, dass Japan die ausgestreckte Hand annimmt", sagte Sicherheitsberater Kim. Auch könne Südkorea seine Entscheidung zur Beendigung des Geheimdienstabkommens wieder rückgängig machen, falls Tokio einlenke. Zuvor hatte das Außenministerium den japanischen Botschafter in Seoul einbestellt, um gegen die Herabstufung des Handelsstatus zu protestieren.
Das Misstrauen sitzt tief
Zwischen den beiden wichtigen Verbündeten der USA herrscht bereits seit Jahrzehnten tiefes Misstrauen, das seinen Ursprung in Japans Kolonialherrschaft in Korea zwischen 1910 und 1945 hat. Aus südkoreanischer Sicht hat Japan seine damals begangenen Verbrechen wie Zwangsarbeit oder den Missbrauch mehrerer Tausend junger Koreanerinnen während des Zweiten Weltkriegs als Zwangsprostituierte bis heute nicht umfänglich eingestanden.
Der Oberste Gerichtshof in Südkorea fachte den Streit im vergangenen Jahr an, indem er japanische Konzerne anwies, Schadenersatz an ehemalige Zwangsarbeiter zu zahlen. Tokio sieht das Thema Entschädigung durch einen Vertrag von 1965 als erledigt an.
hk/ww (dpa, afp, ap)