Japans Kaiser Akihito darf abdanken
9. Juni 2017Nachdem das Unterhaus das Gesetz vor einigen Tagen gebilligt hatte, wurde es nun auch vom Oberhaus in Tokio verabschiedet.
Laut japanischen Medienberichten könnte Akihito damit nach rund 30 Jahren auf dem Thron an seinem 85. Geburtstag im Dezember 2018 abdanken. Das soll aber eine Ausnahme bleiben. Mit dem Gesetz verhindert die rechtskonservative Regierung auch, dass künftige Kaiser ebenfalls zu Lebzeiten ihr Amt niederlegen. Es gilt nämlich nur für Akihito, der nun binnen drei Jahren abdanken muss.
Akihito wurde zuletzt wegen Prostatakrebs behandelt und musste sich einer Herzoperation unterziehen. Sein ältester Sohn, der 57-jährige Kronprinz Naruhito, wird seinem Vater dann auf den Chrysanthementhron folgen, möglicherweise am 1. Januar 2019.
Schwierige Thronfolge
Der Kaiser hatte im vergangenen August in einer seltenen Video-Botschaft deutlich zu erkennen gegeben, angesichts seiner nachlassenden Kräfte abdanken zu wollen. Nun stellt sich jedoch immer drängender die Frage nach einer stabilen Thronfolge in der ältesten Erbmonarchie der Welt. Denn die Zahl der Familienmitglieder am Hofe nimmt stetig ab.
Eine Debatte zum Beispiel über die Einführung der weiblichen Erbfolge hat der rechtskonservative Ministerpräsident Shinzo Abe bisher verhindert. Die Mehrheit seiner konservativen Wähler lehnt dies ab. Kürzlich hatte der Hof mitgeteilt, dass das erste Enkelkind des Kaisers, Prinzessin Mako, sich bald verloben werde. Weibliche Mitglieder der Monarchenfamilie verlieren ihren Status als Angehörige des Hofes, wenn sie einen Bürgerlichen heiraten. Makos jüngster Bruder, der zehn Jahre alte Prinz Hisahito, ist nun das einzige männliche Mitglied der jüngsten Generation der kaiserlichen Familie.
Aufruf zur Debatte
In einer dem Abdankungsgesetz hinzugefügten Resolution wird die Regierung zwar aufgerufen, zumindest eine Debatte zu führen, zum Beispiel darüber, Prinzessinnen auch nach Heirat eines Bürgerlichen den Verbleib in der Kaiserfamilie zu ermöglichen. Einen Zeitrahmen dafür gibt es aber nicht.
Der im Volk äußerst beliebte Akihito, dessen Regentschaft den Namen Heisei ("Frieden schaffen") trägt, ist der erste Tenno, der sein Amt nicht mehr als "Gott" antrat. Laut der Nachkriegsverfassung muss sich Akihito, der am 12. November 1990 offiziell zum 125. Kaiser ausgerufen worden war, auf die Rolle als Symbol der Einheit der Nation beschränken. Regierungsbefugnisse haben die japanischen Kaiser nicht mehr.
gri/bor (dpa, afp)