Japans Ministerpräsident Kishida nach Explosion unverletzt
15. April 2023Rund neun Monate nach dem tödlichen Anschlag auf den langjährigen japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe hat eine Explosion bei einem öffentlichen Auftritt von Regierungschef Fumio Kishida für Aufregung gesorgt. Als der Ministerpräsident in der Stadt Wakayama im Westen Japans eine Rede halten wollte, warf ein Unbekannter aus einer Menschenmenge heraus einen Gegenstand, bei dem es sich um eine Rauchbombe gehandelt haben könnte, meldete der Fernsehsender NHK. Auf TV-Aufnahmen war eine laute Explosion zu hören, schreiende Menschen versuchten wegzurennen. Es wurde niemand verletzt. Der Regierungschef wurde sofort in einem Auto in Sicherheit gebracht und blieb unverletzt. Die Polizei nahm am Tatort einen 24 Jahre alten Japaner fest, wie örtliche Medien berichten.
Auf Bildern von NHK war zu sehen, wie Polizisten offenbar einen Mann zu Boden rangen und ihn abführten. Menschen flohen von der Wahlkampfveranstaltung in dem Fischereihafen Saikazaki, rund 65 Kilometer südwestlich von Osaka. Nach Aufnahmen von NHK handelte es sich bei dem Gegenstand, der geworfen wurde, um einen Metallzylinder. Das Motiv des Täters war zunächst unbekannt.
Zwischenfall überschattet den Wahlkampf
Ministerpräsident Kishida ist derzeit auf Wahlkampftour. In Wakayama wollte er eine Rede zur Unterstützung eines Kandidaten seiner Liberaldemokratischen Partei bei Lokalwahlen halten. Am 23. April stehen in einigen Regionen des Landes Nachwahlen für das Unterhaus an. Kishida erklärte in einem Video bei einem anschließenden Auftritt an einem anderen Ort, die Polizei ermittle zu den Hintergründen der lauten Explosion. Er bedauere, dass so viele Sorgen ausgelöst worden seien. "Wir stehen mitten in einer wichtigen Wahl für unser Land. Wir müssen zusammen weitermachen."
Im Juli 2022 war Ex-Ministerpräsident Abe bei einer Wahlkampfveranstaltung niedergeschossen worden und kurz darauf seinen Verletzungen erlegen. Die Tat hatte in Japan - ein Land, in dem sowohl Waffenkriminalität als auch politische Gewalt bisher äußerst selten waren - für Fassungslosigkeit gesorgt und eine Diskussion über Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz von Politikern ausgelöst.
In Japan, das als eines der sichersten Länder der Welt gilt und äußerst strenge Waffengesetze hat, herrschen derzeit erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. Denn an diesem Sonntag reisen die Außenminister der Gruppe der G7-Staaten zu einem Treffen in der Präfektur Nagano an. Dazu wird auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock erwartet. Kishida selbst wird vom 19. bis 21. Mai Gastgeber des G7-Gipfeltreffens in seiner Heimatstadt Hiroshima sein.
kle/fab (rtr, dpa, afp)