1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Happy birthday, Jeff!

Marita Berg23. Juni 2014

Mehr als 50 Jahre rockt Jeff Beck schon die Bühnen dieser Welt. "Bei Jeff, da ist alles in den Händen", sagt Kollege Eric Clapton. Am 24. Juni feierte der Gitarrist seinen 70. Geburtstag.

https://p.dw.com/p/1CO58
Porträt von Jeff Beck am 4. Juni 2014 in Prag (Foto: Michal Dlezal)
Bild: Imago/CTK Photo

1965 trat Jeff Beck als Leadgitarrist bei den Yardbirds das Erbe von Eric Clapton an. Mit Rod Stewart und dem späteren Gitarristen der Rolling Stones, Ron Wood, gründete er die "Jeff Beck Group". Seitdem hat er mit vielen legendären Musikern live gespielt und Platten aufgenommen. Doch in einer festen Formationen oder bei nur einem Musikstil hielt er es nie lange aus. Jeff Beck gilt als Eigenbrötler, als einer der experimentierfreudigsten Gitarristen, der mit Sounds und Genres spielt: bekannt für seine wilde Mischung aus Blues und Jazzrock, aus Funk, Balladen und Hardrock. Dabei spielt er ohne Plektrum, schlägt die Saiten mit den Fingern, meistens nur mit dem Daumen an. Der Vibrato-Hebel ist für Jeff Beck fast wie eine siebte Saite, aus einem einzeln angeschlagenen Ton zaubert er damit ganze Melodien. Von sich selbst sagt er: "Ich liebe es, wenn jemand meine Musik hört, aber keine Ahnung hat, was ich für ein Instrument spiele. Das ist für mich das größte Kompliment."

Nachfolger von Eric Clapton

Jeff Beck wurde 1944 im englischen Surrey geboren. Auf Wunsch seiner Mutter lernte der Junge zunächst Klavier und sang im Kirchenchor. Doch als er 1958, im Alter von 14 Jahren, den Blues von Muddy Waters und Buddy Guy entdeckte, stand für Jeff fest: Er wollte Gitarre spielen. Er lernte auf selbstgebauten Instrumenten, bevor ihm sein Vater "eine richtige" schenkte. Schon während seines Studiums am Wimbledon Art College in London war Jeff Beck ein gefragter Studiomusiker.

Dabei lernte er auch den Gitarristen und späteren Led Zeppelin Gründer Jimmy Page kennen. Die beiden trafen sich oft privat und spielten zusammen. Und Jimmy Page vermittelte dem Freund den Kontakt zu den Yardbirds: Im März 1965 stieg Jeff Beck bei der Band ein: Er begann, als einer der ersten Gitarristen mit diversen zusätzlichen Effekten zu experimentieren. Für die Band startete eine äußerst erfolgreiche Zeit: Songs wie "Over Under Sideways Down" und "Heart Full Of Soul" platzierten sich in den US-amerikanischen Charts und machten auf den Gitarristen mit den neuartigen Sounds aufmerksam.

Jeff Beck (rechts) und die Band "The Yradbirds", v. l. n. r. drummer Jim McCarty, bass player Paul (Sam) Samwell, rhythm Gitarist Chris Dreja, singer Keith Relf,Jeff Beck. (Foto John Pratt/Keystone Features/Getty Images)
Jeff Beck (r.) mit den Yardbirds, 1965Bild: Getty Images/Keystone Features/John Pratt/

Mit Rod Stewart und Ron Wood

Ende des Jahres 1966 holten die Yardbirds auch Jimmy Page in die Band - zwei Ausnahmegitarristen und Egozentriker in einer Gruppe, das konnte auf Dauer nicht gut gehen: Nach einem kurzen "Leadgitarren-Doppel" erklärte Jeff Beck seinen Austritt. Kurz darauf brachte er mit "Hi-Ho Silver Lining" seine erste Solo-Single heraus, die es in England in die Top-Twenty schaffte.

Als Background-Sänger ist hier schon der damals noch unbekannte, blutjunge Rod Stewart zu hören. Jeff Beck hatte den Sänger in einem Pub kennengelernt: Beide schmiedeten Pläne für eine gemeinsame Band. Mit dem späteren Rolling Stones-Gitarristen Ron Wood gründeten sie die "Jeff Beck Group". Das Debütalbum "Truth" zählt zu den besten Platten der späten 60er Jahre, nicht zuletzt durch die raue, bluesige Stimme Rod Stewarts und den eigenwilligen Gitarrenstil Jeff Becks.

Jeff Beck (Foto: Keystone/Getty Images)
Eigenwillig und selbstbewusstBild: Getty Images/Keystone

Lust am Experiment

Nach einigen Umbesetzungen löste Jeff Beck die "Group" 1972 auf und konzentrierte sich auf seine Solokarriere, begleitet von immer wechselnden Musikern. In einer festen Formation fühlte sich der Individualist auf Dauer eingeengt. Jeff Beck interessierte sich zunehmend für den Jazzrock und veröffentlichte 1975 sein erfolgreichstes, vom Jazz inspiriertes Solo-Album "Blow by Blow", darauf auch der Hit "Cause we've ended as lovers". Es folgten weitere Solo-Platten, gleich mehrere Male wurde Jeff Beck mit einem Grammy für das beste Instrumentalalbum ausgezeichnet. 2009 wurde er in die "Rock'n'Roll Hall of Fame" aufgenommen. Und immer wieder wurde Jeff Beck von anderen Musikern angefragt und spielte mit Künstlern wie David Bowie, Stevie Wonder, Mick Jagger, Tina Turner und Eric Clapton, um nur einige zu nennen.

Im Juni war Jeff Beck mit neuen Songs auf Welttournee gegangen. Einen Tag nach seinem 70. Geburtstag musste er die weiteren Auftritte aber absagen - aus gesundheitlichen Gründen. In Deutschland allerdings gab er noch einige Konzerte und faszinierte seine Fans wie eh und je . Die Lust am Experiment hat der Altmeister der Gitarre bis heute nicht verloren; immer noch ist er ein leidenschaftlicher Ausprobierer, immer auf der Suche nach dem perfekten Ton, mal kraftvoll, fast aggressiv, dann wieder singend und mit unglaublich zärtlichem Ton. Seine unnachahmliche Art, Blues, Rock und Jazz miteinander zu verschmelzen, verblüfft bis heute ebenso, wie seine genialen Soli, der konsequente Verzicht auf das Plektrum und der feinfühlige Umgang mit dem Vibrato-Hebel. "Ich kümmere mich nicht um irgendwelche Regeln", hat Jeff Beck einmal von sich selbst gesagt: "Tatsächlich, wenn ich nicht in jedem Song mindestens zehn mal gegen die Regeln verstoße, mache ich keinen guten Job."

Eine Gitarrenlegende auf Welttournee: Jeff Beck in Australien (Foto: EPA/KABIR DHANJI)
Bild: picture-alliance/dpa