Joe Biden - Hoffnungsträger für alle Welt
21. Januar 2021"Wir gehen wieder ein auf die Welt", sagte Joe Biden in seiner Antrittsrede und kündigte an, die USA würden "ein starker Partner für Sicherheit und Frieden" sein. Entsprechend wohlwollend und herzlich fielen die Reaktionen aus dem Ausland auf seine Amtseinführung aus.
Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ bei Twitter über ihren Sprecher mitteilen, der heutige Tag sei "eine Feier der amerikanischen Demokratie". Sie freue sich "auf ein neues Kapitel deutsch-amerikanischer Freundschaft und Zusammenarbeit".
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte in einer Videobotschaft, mit Bidens Amtsantritt sei die Hoffnung verbunden, "dass die internationale Gemeinschaft in Zukunft wieder enger und besser zusammenarbeitet, um die großen Probleme unserer Zeit zu lösen", so Steinmeier.
EU-Ratspräsident Charles Michel erklärte, es sei an der Zeit zum "gesunden Menschenverstand" zurückzufinden und "unsere Beziehungen zwischen der EU und den USA zu erneuern".
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg schrieb an Biden, es beginne "ein neues Kapitel für das transatlantische Bündnis". Die Führung in den USA bleibe "unverzichtbar bei der Zusammenarbeit zum Schutz unserer Demokratien, unserer Werte und der regelbasierten internationalen Ordnung". Stoltenberg ergänzte, er freue sich auf die Zusammenarbeit und auf ein Treffen beim NATO-Gipfel später im Jahr.
Vorfreude auf eine Zusammenarbeit kommt auch von einem engen US-Verbündeten aus Asien: Japans Regierungschef Yoshihide Suga gratulierte Biden und seiner Vizepräsidentin Kamala Harris und schrieb auf Twitter, er freue sich darauf, "mit Ihnen und Ihrem Team zusammenzuarbeiten, um unsere Allianz zu stärken und einen freien und offenen Indopazifik zu verwirklichen". Möglicherweise schon im kommenden Monat will Suga in die USA reisen, um Biden zu treffen.
Großbritanniens Premierminister Boris Johnson freut sich nach eigenen Worten ebenfalls auf die Zusammenarbeit mit Biden. Es sei wichtig, dass Großbritannien ein gutes Verhältnis zu dem US-Präsidenten habe. Er hoffe, Biden sei ebenfalls dieser Ansicht und festige die transatlantische Allianz, sagt Johnson. Zu den weiteren gemeinsamen Themen gehörten die Corona-Pandemie und der Klimawandel.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu forderte von vom neuen US-Präsidenten, die langjährige Allianz zwischen den USA und Israel zu "stärken". Er freue sich auf die Zusammenarbeit, um "den Frieden zwischen Israel und der arabischen Welt auszuweiten" und gemeinsamen Herausforderungen, "besonders der Bedrohung durch den Iran", zu begegnen.
"Willkommen zurück", schrieb Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nach der Vereidigung Bidens im Onlinedienst Twitter. Er übermittelte seine "besten Erfolgswünsche" und begrüßte Bidens Ankündigung, dem Pariser Klimaabkommen wieder beitreten zu wollen.
Der Kreml macht eine Verbesserung der Beziehungen zu den USA vom "politischen Willen" des neuen US-Präsidenten abhängig. Für Russland werde sich mit Bidens Amtsantritt "nichts ändern", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Das Außenministerium forderte nach der Vereidigung einen "konstruktiveren" Ansatz in den Gesprächen über die Verlängerung des Abrüstungsvertrags New Start.
Dramatische Worte kamen anlässlich der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten aus dem Iran: "Die Ära eines weiteren Tyrannen endet und heute ist der letzte Tag seiner schrecklichen Herrschaft", sagte der iranische Staatschef Hassan Rohani. Von der Biden-Regierung erwarte er, "zu den Gesetzen und Vereinbarungen zurückzukehren" und in den kommenden vier Jahren "die Flecken der vergangenen vier Jahre zu entfernen".
Auch Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro gratulierte Biden unmittelbar nach dessen Amtseinführung, obwohl er ein unverhohlener Anhänger von Donald Trump war. Bolsonaro betonte die "lange, solide und auf hohen Werten wie Verteidigung der Demokratie und der individuellen Freiheitsrechte basierende Beziehung" zwischen beiden Ländern und betonte, er sei "seit langem ein Bewunderer der USA". Der rechtspopulistische Staatschef des größten südamerikanischen Landes dürfte von Biden vor allem wegen der Abholzung und der Brände in Brasiliens Regenwald Gegenwind bekommen.
Auch aus dem Vatikan erhielt der Katholik Biden eine Grußbotschaft. Papst Franziskus appellierte an ihn, seine Entscheidungen mögen angesichts schwerer Menschheitskrisen "von der Sorge um den Aufbau einer durch wahre Gerechtigkeit und Freiheit geprägten Gesellschaft" geleitet sein. Das Kirchenoberhaupt sagte weiter, es brauche "unermüdlichen Respekt" für die Rechte und die Würde jedes Menschen, "insbesondere der Armen, der Schwachen und derer, die keine Stimme haben". Er bitte Gott, dass dieser Bidens Amtsführung dabei leiten möge, "Verständnis, Versöhnung und Frieden innerhalb der USA sowie unter den Nationen der Welt zu fördern, um das universelle Gemeinwohl voranzubringen".
Eher unerwartete Post fand Joe Biden bei seiner Ankunft im Weißen Haus vor: Der neue Präsident sagte vor Journalisten, sein Vorgänger Donald Trump habe ihm einen "sehr wohlwollenden" Brief hinterlassen. Da die Zeilen des Republikaners "privat" seien, werde er in der Öffentlichkeit nicht über den Inhalt des Briefs sprechen, bevor er mit Trump selbst geredet habe, sagte Biden. In den USA ist es Tradition, dass die scheidenden Präsidenten ihren Nachfolgern einen handgeschriebenen Brief hinterlassen. Ob auch Trump dieser Gepflogenheit nachkommen würde, galt bis zu Bidens Amtseinführung als unsicher.
mak/qu (dpa, rtr, afp, ap)