Beethovenfest 2007
27. März 2007"Joy", Beethoven und der britische Kulturraum, so lautet das Motto des diesjährigen Festivals – ein Ländeschwerpunkt, der auf den ersten Blick vielleicht nicht so auf der Hand liegt, denn Beethoven ist selbst nie in England gewesen. Trotzdem gibt es viele Berührungspunkte, erklärt Intendantin Ilona Schmiel: "Es hat mich immer fasziniert, dass das bekannteste Werk Beethovens, die 9. Sinfonie, ein Auftrag war, der eben nicht aus Wien, nicht aus Bonn, nicht aus Zentraleuropa, sondern von der Insel kam. Und natürlich hat immer auch die Idee, die Lebensgeschichte Beethovens daran erinnern lassen. Er ist nie nach London gekommen, er ist nicht viel gereist, aber diese intensiven europäischen Beziehungen, die konnte er eben pflegen."
Bonn feiert seinen großen Sohn mit einem Musikfest
Aus einem dreitägigen Musikfest, das Franz Liszt 1845 zur Einweihung des Beethovendenkmals auf dem Bonner Münsterplatz veranstaltet hat, ist ein Festival von internationalem Rang geworden. Dabei blickt das Internationale Beethovenfest auf eine durchaus wechselvolle Geschichte zurück. Um das Werk Beethovens in seiner Heimatstadt Bonn zu pflegen, fanden seit 1889 alljährliche Kammermusikfeste statt, die der Verein des Beethoven-Hauses initiierte. Später waren es dann volkstümliche Beethovenfeste, die alle zwei Jahre von der Stadt ausgerichtet wurden.
Internationales Beethovenfest mit weltbekannten Künstlern
Mit der Gründung der Internationalen Beethovenfeste GmbH 1998 begann sozusagen eine neue Zeitrechnung. Das Internationale Beethovenfest fand nun unter Intendant Franz Willnauer jährlich statt und lud jetzt Künstler von Weltruf in die Stadt am Rhein. Ein besonderes Merkmal ist dabei bis heute die Vielfalt der Spielstätten, die von historischen Sälen bis zu modernen Räumen, von Schlössern in der Umgebung bis zum Sendesaal des Westdeutschen Rundfunks reicht.
Kompositionsaufträge für junge Künstler
Edward Elgars 150. Geburtstag ist ebenso eine der Programmsäulen wie die seit vier Jahren regelmäßig vergebenen Kompositionsaufträge an junge Künstler, die diesmal an den Engländer James Clarke und den Deutschen Karsten Gundermann gingen. Mauricio Kagel, der im Dezember 75 Jahre alt geworden ist, ist diesmal Composer in Residence. Zwei seiner Werke werden in Bonn uraufgeführt: ein Stück für Stimmen und Schlagzeug, das der Komponist mit "Verborgene Reime" betitelt hat, und ein Auftragswerk des Beethovenfestes, das "Trio Nr. 3 für Violine, Violoncello und Klavier".
Für einen besonderen Akzent sorgt wie in jedem Jahr der Orchester-Campus, bei dem jeweils ein Jugendorchester aus einem Land eingeladen wird, das nicht unbedingt für eine große musikalische Tradition steht. Nach Orchestern aus Kiew, Istanbul, Tiflis, Peking, Krakau und Süd-Afrika ist jetzt das Orchester der Musikhochschule Kairo eingeladen. "Wir haben sehr viel Neues entdeckt", erzählt die Intendantin. "Jetzt haben wir einen Schwerpunkt, der auch die Deutsche Welle auszeichnet: in die arabische Welt zu gehen und uns mit der Frage auseinander zu setzen, wie geht man mit Beethoven dort um? Spielt sein Werk eine Rolle? Was tun zeitgenössische ägyptische Komponisten wie Mohamed Saad Basha, der einen Auftrag der Deutschen Welle erhalten hat? Wie klingt ägyptische Musik, geht ägyptische Volksmusik – welche Quellen gehen in ein solches Werk ein?"
Schlingensief inszeniert für die Bonner Oper
Ein anderes Kooperationsprojekt hat das Beethovenfest gemeinsam mit der Oper Bonn gestartet: In "Freax", einer Oper in zwei Akten, vertont der Komponist Moritz Eggert ein Libretto von Hannah Dübgen. Inszeniert wird dieses Auftragswerk der beiden Veranstalter von Christoph Schlingensief, der in vergangenen Jahr sein Debut als Opernregisseur in Bayreuth gegeben hat.
Und natürlich fehlt auch die populäre Unterhaltung nicht: mit einem umfangreichen Rahmen- programm mit Kabarett, Jazz, Veranstaltungen für Kinder und Open-Air-Konzerten. Wie in jedem Jahr darf man also auch diesmal wieder auf Neues gespannt sein – und gleichzeitig das Bewährte genießen. Oder wie Bonns Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann sagte: "Bonn steht zu seinem Beethovenfest und freut sich auf ein attraktives Programm mit hochrangigen Künstlern."