Jubiläumsaugabe mit starkem Auftritt: Die 75. Filmfestspiele Venedig
Zum 75. Mal findet am Lido das älteste Filmfestival der Welt statt. Viele große Namen versprechen ein ambitioniertes Programm. Dabei ist auch ein deutscher Oscarpreisträger. Zunächst geht es aber auf den Mond.
Astronautendrama "First Man" zum Auftakt
"First Man" heißt der erste Film des diesjährigen Wettbewerbs um den Goldenen Löwen. Erzählt wird die Geschichte des ersten Mannes auf dem Mond. Neil Armstrong betrat das Himmelsgestirn im Juli 1969, Erfolgsregisseur Damien Chazelle ("La La Land") zeichnet die Mission jetzt fürs Kino nach. Die Filmhandlung setzt 1962 ein und schildert den mühevollen Weg. Armstrong wird von Ryan Gosling gespielt.
Deutscher Beitrag "Werk ohne Autor"
Aus deutscher Sicht wird mit großer Spannung Florian Henkel von Donnersmarcks Film "Werk ohne Autor" erwartet. Als einer von 21 Beiträgen bewirbt er sich um einen Löwen. Der dritte Spielfilm des deutschen Oscarpreisträgers lehnt sich eng an die frühe Biografie des Malerstars Gerhard Richter an. In dem dreistündigen Epos wird Richter von Tom Schilling gespielt, an seiner Seite u.a. Paula Beer.
Hommage an Italowestern: "The Ballad of Buster Scruggs"
Ein Film der Brüder Coen schmückt jeden Wettbewerb auf der Welt. Und so waren die Macher des Festivals in der italienischen Lagunenstadt froh, dass sie den Western "The Ballad of Buster Scruggs" nun als Welturaufführung präsentieren können - zumal es sich bei dem neuen Werk von Ethan und Joel Coen um eine Verbeugung vor dem Italo-Western aus den 1960er Jahren handelt.
Blick nach Mexiko: "Nuestro tiempo"
Doch auch auf Entdeckungstour kann man im Wettbewerb gehen und weniger bekannten Regisseuren begegnen. Gleich zwei mexikanische Starregisseure sind 2018 in Venedig vertreten: Alfonso Cuarón und Carlos Reygadas. Letzterer erzählt in seinem Film "Nuestro tiempo", einer deutschen Koproduktion, von einem Stierzüchterpaar, dessen Beziehung aus den Fugen gerät.
Mexikanisches Trauma: "Roma"
Reygadas Landsmann Alfonso Cuarón, der in den letzten Jahren in Hollywood gearbeitet hat und für "Gravity" ein paar Oscars abräumen konnte, kehrte für seinen neuen Film in seine Heimat zurück. "Roma" setzt sich mit dem sogenannten Massaker von Corpus Christi auseinander, bei dem 1971 in Mexiko-Stadt Dutzende Menschen, vor allem Studenten, von paramilitärischen Einheiten ermordet wurden.
Norwegisches Drama: "22 July"
Auch im neuen Film des britischen Regisseurs Paul Greengrass, der ebenfalls lange in Hollywood gearbeitet hat, geht es um ein schreckliches Massaker. In "22 July" blickt Greengrass auf den Terrorakt des rechtsradikalen Anders Behring Breivik. Bei dem Drama in Oslo und auf der Insel Utøya starben vor sieben Jahren 77, vor allem junge, Menschen. Auch "22 July" bewirbt sich um den Goldenen Löwen.
Goldsucherwestern: "The Sisters Brothers"
Und noch einen Western gibt es in diesem Jahr im Wettbewerb der Filmfestspiele: Der Franzose Jacques Audiard hat an europäischen Schauplätzen "The Sisters Brothers" gedreht, die Geschichte eines Goldsuchers, der im Jahre 1850 quer durch die Vereinigten Staaten verfolgt wird. Mit Jake Gyllenhaal, Joaquin Phoenix und Rutger Hauer ist die moderne Westernvariante prominent besetzt.
Restauriert: "Der Golem, wie er in die Welt kam"
Noch einen Tag vor der offiziellen Eröffnung des Festivals wird am 28.08. als Pre-Opening ein deutscher Klassiker der Filmgeschichte gezeigt: Paul Wegeners "Der Golem, wie er in die Welt kam". Der expressionistische Stummfilm von 1920 steht am Anfang der diesjährigen 75. Festivalausgabe. Welturaufgeführt wird die restaurierte Fassung des Films - eine jüdische Legende aus dem 16. Jahrhundert.
Filmlegende: "The Other Side of the Wind"
Mit Spannung von Fans aus aller Welt wird auch ein Film erwartet, der als eine der größten Legenden der Kinogeschichte gilt: Orson Welles' "The Other Side of the Wind". Gedreht wurde bis Mitte der 1970er Jahre, beendet wurde der Film mit seinen hunderten Filmrollen jedoch nie. Erst Regisseur Peter Bogdanovich hat ihn jetzt vollendet. Welles (hier 1942) gilt als Genie der Kinogeschichte.
Blick in die Kinozukunft? Virtual Reality in Venedig
Venedig setzt 2018 auch die Präsentation von Virtual-Reality-Projekten fort. Auf der Insel Lazzaretto Vecchio, wo früher Pestkranke isoliert wurden, können Besucher einen Blick in eine mögliche Kinozukunft wagen. Unter den Werken sind auch vier deutsche Produktionen. Das 75. Festival blickt somit sowohl in die Kinovergangenheit, als auch in die Zukunft.