Assanges Ehefrau appelliert an Bundesregierung
14. Oktober 2022"Wir erwarten und fordern, dass die deutsche Regierung, die Kontakte zu den USA und Großbritannien hat, handelt und Julians Angelegenheit zu einem Abschluss bringt, damit er nach Hause zu seinen Kindern fahren kann". Diesen Appell richteten Julian Assanges Vater John Shipton und Assanges Ehefrau Stella Moris bei ihrem Besuch in Berlin an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Shipton wies darauf hin, dass Baerbock zumindest früher Engagement gezeigt habe.
Unterstützung auf "jede erdenkliche Weise" sei nun gefragt, so Moris. Eine Möglichkeit sei, sich dafür stark zu machen, dass Assange den Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments erhalte, der am kommenden Mittwoch bekannt gegeben wird. "Die Nominierung ist unglaublich wichtig", erklärte Morris im DW-Interview. "Sie stärkt unsere Fähigkeit, den Fall auf der Tagesordnung zu halten".
Todesstrafe nach US-Recht möglich
Assange, der seit über dreieinhalb Jahren in einem Londoner Hochsicherheitsgefängnis inhaftiert ist, stehe vor einer "ungewissen Zukunft", so Moris. Die Möglichkeit, einen Rechtsstreit zu führen, um seine Auslieferung an die USA zu verhindern, sei durch die Haft behindert worden. Wegen einer Infektion mit dem Coronavirus darf Assange seine Zelle zudem seit Samstag nicht mehr verlassen. Zuvor sei es ihm immerhin möglich gewesen, manchmal für eine Stunde pro Tag in den Hof zu gehen und frische Luft zu schnappen, erklärte Moris.
Mit Blick auf die drohenden Strafen, erklärte Assanges Frau, ihr Mann sei kein "Krimineller". Das US-Justizministerium habe ihn jedoch als Hacker unter Berufung auf den "Espionage Act" angeklagt. Die Höchststrafe für Verurteilungen nach diesem Gesetz wäre die Todesstrafe. Assange wird vorgeworfen, gemeinsam mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen, auf der Online-Plattform Wikileaks veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben.
"Kein juristischer Fall"
Unterstützer sehen in Assange dagegen einen mutigen Journalisten, der Kriegsverbrechen ans Licht brachte. "Dies ist kein juristischer Fall", sagte dementsprechend auch Moris. "Es ist ein politischer Fall, bei dem es um die Inhaftierung eines Journalisten im Namen einer ausländischen Macht geht". Das Verfahren, das von der Trump-Administration angestrengt wurde und unter Präsident Joe Biden fortgesetzt wird, stehe "im Gegensatz zu allem, was die USA für sich reklamierten".
Moris und Assange haben während Assanges jahrelangem Botschaftsasyl in der Vertretung Ecuadors in London zusammengefunden. Das Paar, das im März im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh getraut wurde, hat zwei Kinder.
djo/uh (dpa, DW)