Julius von Bismarck: Inspirationsquelle Natur
Julius von Bismarck untersucht in seiner Kunst die Kraft der Natur. Seine Arbeiten sind jetzt in einer Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen.
Konfrontation mit Naturgewalten
Während die Menschheit mit immer mehr Umweltkatastrophen zu kämpfen hat, tritt Julius von Bismarck mit den Naturgewalten in einen Dialog. In "Feuer mit Feuer" zeigt er die vernichtende Kraft von Waldbränden, aber auch deren Schönheit.
Feuer als Erfahrungsort
Julius von Bismarck, Meisterschüler von Olafur Eliasson, bildet Naturgewalten nicht nur ab - er durchlebt sie. Wie wohl kaum ein zweiter Künstler recherchiert er vor Ort und direkt im Geschehen selbst. Für "Feuer mit Feuer" reiste er zu Waldbränden nach Schweden oder in den US-Bundesstaat Kalifornien und begleitete Feuerwehreinsätze.
"Mit Blitzen sprechen"
Seit Julius von Bismarck in seinem Auto von einem Blitz getroffen wurde, versucht er diese zu zähmen. Bei Recherchen in Kolumbien traf er einen indigenen Stamm, der mit Blitzen wie mit reellen Personen spricht. Diese Begegnung in dem von vielen Gewittern heimgesuchten Gebiet inspirierte ihn zu "Talking to Thunder". In Venezuela gelang ihm die spektakuläre Aufnahme eines von ihm erzeugten Blitzes.
Natürliche Kunst
"Sehen die Menschen die Natur so, wie sie ihnen die Kunst vormalt oder entwerfen die Menschen ein autarkes Bild?" fragte Julius von Bismarck in der Zeitschrift Monopol. Der Berliner Künstler glaubt, dass unsere Vorstellung von Natur ein menschliches Konstrukt sei, kulturell bedingt und historischen Schwankungen unterliegend. Für "Painting Landscape (Jungle)" malte Bismarck Blätter grün an.
Künstlerischer Anschlag auf Naturdenkmäler
Gilt nur die Natur der Nationalparks als schützenswert? In Zusammenarbeit mit Julian Charriere, ebenfalls ein Meisterschüler von Olafur Eliasson, entstand in Mexiko die Arbeit "I am afraid I must ask you to leave". Die beiden in Berlin ansässigen Künstler bauten mithilfe von eingefärbtem Beton Naturdenkmäler aus Nationalparks im US-Bundesstaat Utah nach - und sprengten sie danach in die Luft.
Große Medienaufmerksamkeit
Gefilmt wurden diese Sprengarbeiten mit wackeligen Handykameras. Zuvor sah man zwei maskierte Männer wegrennen - eine Anspielung auf diverse, im Netz kursierende Filmaufnahmen, wie beispielsweise die der Zerstörung der antiken Oasenstadt Palmyra durch ISIS-Terrormilizen. Die Arbeit der beiden Künstler provozierte - und wurde zunächst gar von US-Medien als tatsächliche Angriffe interpretiert.
Rotieren als Selbstexperiment
Auf dieser Schale aus Beton führte der Künstler 2015 auf der Art Basel die Langzeitperformance "Egocentric system" durch. Während er in dieser unbequemen Position eine Woche lang las, aß und schlief, drehte sich die Schale 15 Mal pro Minute. Die Besucher konnte von Bismarck nur als vorbeifliegende Menge wahrnehmen und ihr undefiniertes Gemurmel hören.
Ambitionierter Künstler
Julius von Bismarck, Jahrgang 1983, ist ein Nachfahre des Bruders des ersten deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck. Er studierte an der Universität der Künste in Berlin und am Hunters College in New York und hat an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen teilgenommen.