Jury im "Kindersoldaten"-Prozess steht fest
12. August 2010Die Auswahl der Jury hatte am Dienstag (10.08.2010) begonnen und zog sich bis zum Mittwoch (11.08.2010). Zudem wurden an den ersten Prozesstagen noch andere Verfahrensfragen geklärt. Bereits am Montag (09.08.2010) hatte Militärrichter Patrick Parrish entschieden, dass die Aussagen des Angeklagten bei Verhören in US-Gewahrsam verwendet werden können - obwohl im April US-Agenten zugegeben hatten, dass sie Omar Khadr unter anderem mit Schlafentzug zu Aussagen gezwungen hatten. Auch sei ihm eine Vergewaltigung angedroht worden. Die Anklage versicherte allerdings, dass sie nur Geständnisse verwenden werde, die Khadr eindeutig freiwillig gemacht habe.
Kritik an Prozess
Der Militärprozess gegen den gebürtigen Kanadier Omar Khadr wird von verschiedenen Seiten kritsiert. Denis Edney, der Anwalt des Angeklagten, nannte es "schändlich", dass Aussagen seines Mandanten, die unter Zwang entstanden sind, im Prozess berücksichtigt werden. US-Menschenrechtler kritisieren zudem, dass der Angeklagte bei der Festnahme erst 15 Jahre alt und damit ein "Kindersoldat" war. Er soll 2002 mit einer Handgranate einen US-Soldaten getötet haben und sitzt deshalb nun seit acht Jahren ohne Prozess in dem Gefangenenlager auf Guantanamo. Mittlerweile ist er 23 Jahre alt. Zudem gibt es eine grundsätzliche Kritik an den Militärtribunalen. Der ehemalige US-Präsident George W. Bush hatte die Tribunale für Terrorverdächtige eingerichtet. Sein Nachfolger Barack Obama hatte sie dann vorübergehend gestoppt und einige Reformen durchgesetzt. Trotzdem gibt es besonders im Ausland Kritik an den Tribunalen. Unter anderem bemängeln Kritiker, dass sie sehr intransparent seien. Außerdem hätten Angeklagte weniger Rechte als vor einem Zivilgericht.
Obamas Koch bereits verurteilt
Am Mittwoch (11.08.2010) ist ein anderer Terrorverdächtiger verurteilt worden. Ibrahim Mohammed Al-Qosi ist unter anderem Koch, Fahrer und Leibwächter des Terroristenchefs Osama bin Laden gewesen. Er ist von einer Militärjury der Unterstützung des Terrornetzwekes Al-Kaida für schuldig befunden worden. Die Jury empfahl eine Haftstrafe von 14 Jahren. Wie lange Al-Qosi tatsächlich ins Gefängnis muss blieb noch offen. Der Sudanese hatte sich bereits im Juli für schuldig erklärt und wartete seitdem auf sein Urteil. Für sein Schuldeingeständnis war ihm nach Angaben aus mit dem Fall vertrauten Kreisen zugesichert worden, dass er nicht mehr als 15 Jahre Haft bekommen wird.
Autor: Marco Müller (dpa, afp, ap)
Redaktion: Thomas Kohlmann