Justiz ermittelt gegen Königstochter
3. April 2013Erstmals in der Geschichte der spanischen Monarchie ermittelt die Justiz in einem Korruptionsskandal gegen einen direkten Nachkommen des Königs: gegen seine Tochter Cristina. Ein Ermittlungsrichter in Palma de Mallorca erklärte die Königstochter offiziell zur Verdächtigen. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Efe unter Berufung auf Justizkreise berichtete, lud Richter José Castro die 47-Jährige für den 27. April zu einer Vernehmung vor. Die Staatsanwaltschaft kündigte allerdings an, die Entscheidung des Richters und die Vorladung der Königstochter anzufechten.
Der Jurist ermittelt bereits gegen Cristinas Ehemann Iñaki Urdangarín, dem die Unterschlagung von Steuergeldern in Millionenhöhe zur Last gelegt wird. Cristina steht im Verdacht, an den Geschäften ihres Mannes beteiligt gewesen zu sein. Das Königshaus lehnte eine Stellungnahme ab. "Der Palast äußert sich nicht zu Entscheidungen der Justiz", sagte ein Sprecher.
Der frühere Handballprofi Urdangarin hatte als Präsident der gemeinnützigen Stiftung Nóos Millionensummen von den Regionalregierungen der Balearen und von Valencia sowie von anderen Sponsoren erhalten. Mit dem Geld organisierte die Stiftung Sportkongresse und Werbeveranstaltungen. Urdangarin steht im Verdacht, einen Teil der Summen über Privatfirmen auf eigene Konten abgezweigt haben.
Auch Erbe des Königs im Visier
Cristina, die zweitälteste Tochter von König Juan Carlos und Königin Sofía, hatte dem Vorstand von Nóos angehört. Sie war Miteigentümerin einer der in den Skandal verwickelten Firmen gewesen. Die Justiz hatte bisher Ermittlungen gegen die Infantin ablehnt, weil sie davon ausgegangen war, dass Cristina an den Geschäften ihres Mannes nicht aktiv beteiligt war und nur ihren Namen für die Vorstandsposten hergegeben habe.
Ein früherer Geschäftspartner Urdangarins habe der Justiz jedoch E-Mails vorgelegt, die darauf hindeuteten, dass die Infantin möglicherweise doch in die unternehmerischen Entscheidungen einbezogen wurde, hieß es.
Dem spanischen König dürfte derweil auch ein anderes Thema Sorgen bereiten: Die Zeitung "El Mundo" hatte kürzlich berichtet, Juan Carlos habe vor 20 Jahren nach dem Tod seines Vaters Juan de Borbón ein Erbe von 375 Millionen Pesetas (2,4 Millionen Euro) erhalten. Die Oppositionsparteien wollen nun wissen, was es mit dem Erbe auf sich hat und ob die Summe ordentlich versteuert wurde.
Die regierenden Konservativen, die im Parlament die absolute Mehrheit haben, zeigen jedoch wenig Bereitschaft, entsprechende Anfragen zuzulassen.
re/wl (dpa, afp)