Kältechaos in Europa
Temperaturen um den Gefrierpunkt und eisiger Regen: Bei Blitzeis haben sich am Wochenende zahlreiche Unfälle ereignet. Mindestens sechs Menschen starben in Mitteleuropa. Auch anderswo fordert der Winter seinen Tribut.
Eisregen von Lyon bis Lübeck
Am Samstag waren weite Teile Mitteleuropas von blitzartig überfrierender Nässe betroffen. In Mecklenburg-Vorpommern (Bild) sperrte die Polizei nach zahlreichen Unfällen mehrere Autobahnen. In Niedersachsen starben zwei Menschen bei einem Frontalzusammenstoß. In Frankreich starben vier Menschen in einem Reisebus, der in der Nähe von Lyon von der Straße rutschte. Etwa 20 Personen wurden verletzt.
Gefährliche Rutschpartie
Von Eisregen oder Blitzeis spricht man, wenn Regentropfen so kalt sind, dass sie, sobald sie irgendwo niedergehen, sofort gefrieren. Dadurch verwandeln sich Gehwege oder Straßen - je nach Stärke des Niederschlags - binnen Sekunden oder Minuten in gefährliche Eisflächen. Nicht nur für Autofahrer besteht akute Unfallgefahr!
Istanbul: Flüge verspätet und gestrichen
Eisregen kann sich auch auf Flugzeugen kristallisieren. Das zusätzliche Gewicht kann während des Fluges zu einer ernsthaften Gefahr werden. An den beiden Flughäfen der türkischen Metropole Istanbul mussten jedoch nicht wegen Eisregens, sondern wegen eines handfesten Schneesturms hunderte Maschinen am Boden bleiben. Auch der Straßenverkehr kam zeitweise fast zum Erliegen.
Winternächte unter freiem Himmel
In Osteuropa herrschen derzeit Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Jedes Jahr erfrieren hier während der Wintermonate mehr als 100 Menschen. Betroffen sind vor allem Obdachlose. In diesem Winter schlafen in Serbien (Bild) und Ungarn laut Human Rights Watch rund 2000 Flüchtlinge unter freiem Himmel oder in Zelten - bei Temperaturen von derzeit rund -20 Grad.
Schnee im Mittelmeer
Auch auf Lesbos ist der Winter ausgebrochen. Im dortigen Flüchtlingslager verteilten griechische Behörden Decken und Heizlüfter an die Migranten und öffneten beheizte Hallen und U-Bahn-Stationen für Obdachlose. Schneefall ist auf den griechischen Inseln sehr selten. In der Hafenstadt Rethymno auf Kreta schneite es laut lokalen Medien am Sonntagmorgen zum ersten Mal seit 40 Jahren.
Freuden und Leiden im Winter
An klirrende Kälte gewöhnt ist man hingegen in Russland. Dort machen viele Menschen, wie hier in Moskau, aus der Not auch eine Tugend und vergnügen sich mit dem, was die Kälte des Winters bringt. Dennoch erfrieren auch hier jedes Jahr Menschen. Und dieser Tage sind die Temperaturen extrem niedrig, an einigen Orten sogar -50 Grad. Das sind rund 15 Grad weniger, als dort normal wäre für diese Zeit.
Trübe Aussichten
Am Morgen nach dem Blitzeis liegt dichter Nebel über weiten Teilen Mitteleuropas. Beim Blick aus der Deutschen Welle in Bonn kann man den Rhein nur erahnen - dabei ist er nur rund 200 Meter entfernt. Trüb sind auch die weiteren Aussichten: In den nächsten Tagen sollen die Temperaturen zwar wieder leicht steigen. Dennoch könnte der Winter noch einen langen, kalten Atem zeigen.