Kämpferinnen für Equal Pay
Das großartige Auftreten der deutschen Fußballerinnen bei der EM hat auch in Deutschland Schwung in die Debatte um Equal Pay gebracht. Seit Jahrzehnten kämpfen Topsportlerinnen weltweit für gleiche Bezahlung.
Billie Jean King
In ihrer Karriere gewinnt US-Tennisstar Billie Jean King zwölf Grand-Slam-Turniere im Einzel, davon sieben Mal in Wimbledon (Bild). Sie kämpft für Equal Pay. 1973 droht sie mit einem Boykott der US Open. Zu der Zeit ist die Siegprämie bei den Männern achtmal höher als bei den Frauen. Kings Drohung wirkt. Erstmals werden in New York 1973 bei einem Grand-Slam-Turnier einheitliche Prämien gezahlt.
Venus Williams
"Wimbledon hat mir eine Botschaft gesandt: Ich bin nur ein Champion zweiter Klasse". So betitelt Venus Williams 2006 ihren Gastbeitrag für die "Times". Dreimal hat sie zu diesem Zeitpunkt bereits das wichtigste Tennisturnier der Welt gewonnen. Bei ihrem Triumph 2005 kassierte sie rund 100.000 Euro weniger als Roger Federer. 2007 gewinnen beide erneut, diesmal erhalten sie gleichviel Geld.
Dipika Rebecca Pallikal
2011 wird Dipika Pallikal als 19-jährige indische Squash-Meisterin. Die folgenden vier Jahre boykottiert sie die nationalen Meisterschaften, weil das Preisgeld der Frauen nur 40 Prozent der Siegprämie der Männer beträgt. Als 2016 die Prämien angeglichen werden, startet sie erneut - und gewinnt. "Es ging nicht nur um mich, sondern um die gesamte Squash-Gemeinschaft der Frauen", sagt Pallikal.
Eishockey-Team der USA
Auch die US-Eishockeyspielerinnen drohen 2017 mit einem Boykott. Die Weltmeisterinnen wollen ihren Titel bei der Heim-WM in Plymouth nur verteidigen, wenn es eine "faire Entlohnung" gibt. Der Verband lenkt ein. Die Jahresvergütung steigt auf rund 70.000 Dollar pro Spielerin. Das Team bedankt sich mit einem weiteren WM-Erfolg und ein Jahr später mit dem Olympiasieg in Pyeongchang (Bild).
Allyson Felix
Als Allyson Felix 2018 schwanger wird, macht sie öffentlich, dass Sponsor Nike ihr einen um 70 Prozent niedriger dotierten Vertrag angeboten hat. "Was ich nicht bereit bin zu akzeptieren, ist der Status Quo rund um die Mutterschaft", sagt die erfolgreichste Leichtathletin bei Olympischen Spielen. Nike ändert seine Regeln zum Mutterschutz, doch Felix trägt künftig Laufschuhe einer anderen Marke.
Ainhoa Tirapu
Als Spaniens Fußballerinnen 2019 streiken, ist die Torhüterin von Athletic Bilbao eine der Wortführerinnen. "Wir wollen Gleichheit, gleiche Rechte", schreibt Ainhoa Tirapu im "Guardian". Nach 16 Monaten Verhandlungen erkämpfen die Spielerinnen um die Ex-Nationaltorfrau einen Tarifvertrag, der ein Mindestjahresgehalt von 16.000 Euro sowie eine Mutterschutzregelung enthält.
Nneka Ogwumike
"Es ist einfach, über die Unterstützung von Frauen zu reden, aber es zu tun, erfordert eine andere Perspektive und ein anderes Bewusstsein, sagt Nneka Ogwumike, Basketballstar der Los Angeles Sparks. Unermüdlich kämpft sie als Chefin der WNBA-Spielerinnengewerkschaft für höhere Mindestgehälter, Sponsorenverträge und eine höhere Beteiligung der Spielerinnen an den Einnahmen der Liga.
Portia Modise
Von 2000 bis zum Karriereende 2015 ist Portia Modise das Gesicht der südafrikanischen Fußballnationalmannschaft. Mit 101 Toren ist sie Rekordtorjägerin der "Banyana Banyana". "Zu der Zeit, als ich die beste Torschützin im afrikanischen Fußball war, lebte ich in einer Hütte", sagt Modise. "Sie haben mich ausgenutzt." Ihre Worte bringen Schwung in die Diskussion um Equal Pay in Südafrikas Fußball.
Lucy Small
Eher spontan wird die australische Profi-Surferin Lucy Small zur Equal-Pay-Aktivistin. Als sie im Frühjahr 2021 einen Longboard-Wettkampf in Sydney gewinnt und den Siegerinnen-Scheck in der Hand hält, ergreift sie das Mikrofon und spricht von einem "bittersüßen Sieg", weil ihr Surfen nur die Hälfte wert sei wie das der Männer. Das Video geht viral. Seitdem kämpft Small für Equal Pay im Sport.
Alex Morgan
Fußball-Nationalstürmerin Alex Morgan (r.) ist in den USA ein Publikumsliebling. Dennoch gibt es bei der WM 2015, die das US-Team später gewinnt, so wenige Fanartikel, dass Morgans Vater selbst T-Shirts drucken lässt. 2016 schreibt Morgan in der "Cosmopolitan", die Fußballerinnen verdienten "Equal Pay for Equal Play (Gleicher Lohn für gleiche Leistung). Das ist ein ziemlich einfaches Konzept."
Megan Rapinoe
Neben Morgan treibt Megan Rapinoe den Kampf um Equal Pay voran. Angeführt von der charismatischen Weltfußballerin von 2019 verklagt das US-Team im selben Jahr den Fußballverband USFF wegen Diskriminierung auf 66 Millionen Dollar. Im Februar 2022 einigen sich beide Seiten auf die gleiche Bezahlung von Frauen- und Männerteam. "Das ist ein Wendepunkt für den Frauensport", sagt Rapinoe.