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Kameruns Behinderte kämpfen um ihr Recht

23. April 2010

Menschen mit Behinderung haben es in Afrika besonders schwer. Dabei gibt es auch in Afrika Gesetze, die Behinderte schützen sollen – auch in Kamerun. Dort kämpft eine mutige Gruppe für die Rechte von Behinderten.

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Behinderte in Arika kämpfen mit Vorurteilen
Behinderte in Arika kämpfen mit VorurteilenBild: picture-alliance / dpa

Ein glühend heißer Nachmittag in New Bell, einem Geschäftsviertel von Douala. Im Feierabendverkehr verstopfen Autos und Motorräder die Straßen, die Bürgersteige sind voller Fußgänger. Kaum Durchkommen für den naß geschwitzten Jean-Pierre Fopa in seinem abgewetzten alten Rollstuhl. Keiner macht auch nur einen Zentimeter Platz. "Unsere Gesellschaft verachtet Behinderte. Das ist eine Binsenweisheit. Ein Mensch, der gelähmt ist und nur noch seinen Kopf bewegen kann, der ist verloren – und landet als Bettler auf der Straße. Und beim Betteln verlierst du dann deine Würde – dir wird klar, dass du anders bist als die anderen – und dass du nie dazugehören wirst."

Freundschaft hilft gegen Ausgrenzung

Ausgegrenzt und Opfer von Aberglauben - Albinos
Ausgegrenzt und Opfer von Aberglauben - AlbinosBild: picture-alliance/ dpa

Jean-Pierre ist 41 Jahre alt – und fühlt sich schon lange ausgegrenzt. Als Kind ist er in einen schweren Autounfall geraten. Seitdem ist er querschnittsgelähmt. Vom Kopf abwärts. Aber Jean-Pierre ist nicht alleine. Den Rollstuhl schiebt sein treuer Freund Hubert Njikessi - er weicht Jean-Pierre Tag und Nacht nicht von der Seite. Auch Hubert ist anders. Er ist Albino. Er fällt auf – wegen seiner weißblonden krausen Haare. Seiner pigmentgestörten weißen Haut, die in der Sonne rote Flecken bekommt. In Kamerun werden Albinos wie Hubert zwar nicht mit dem Tode bedroht wie etwa in Tansania – aber viele Menschen machen auch in Kamerun einen großen Bogen um ihn, drehen sich angewidert weg, schütteln den Kopf oder bekreuzigen sich, weiß Hubert Njikessi: "Als Albino ist man hier so etwas wie ein sichtbarer Behinderter. Und das macht es für mich so schwer, eine Arbeit zu finden und am aktiven Leben hier teilzunehmen. Jean-Pierre und ich, wir kämpfen zusammen – damit wir endlich in diese Gesellschaft integriert werden."

Verein soll Integration fördern

Integration, das Zauberwort, das die Politiker gern in den Mund nehmen – Jean-Pierre und Hubert wollen es endlich mit Inhalt füllen. Wollen, dass Kameruns geschätzte zwei Millionen Behinderte endlich ernst genommen und respektiert werden. Dazu haben sie einen Verein gegründet. Und gerade erreicht, dass Kameruns Parlament ein neues Gesetz verabschiedet hat: Es soll Behinderte schützen, die sich um einen Arbeitsplatz bewerben. Für Jean-Pierre Fopa nur ein Etappensieg. Denn er hat schon das nächste Ziel vor Augen : Den Einfluss von Kameruns Behinderten stärken – auch in der Politik.

Eine Behinderten gerechte Öffentlichkeit - nur ein Traum in Kamerun
Eine Behinderten gerechte Öffentlichkeit - nur ein Traum in KamerunBild: AP

Schließlich stehen im kommenden Jahr Präsidentschaftswahlen an, betont Jean-Pierre Fopa: "Wir haben herausgefunden, dass mehr als 80 Prozent von Kameruns Behinderten im wahlfähigen Alter keinen Pass haben – und deswegen nicht wählen gehen können. Diese Leute fühlen sich als Bürger dritter Klasse – und damit muss Schluss sein. Wenn wir es schaffen, diese Menschen zu mobilisieren und an die Urne zu kriegen, dann müssen sich Präsident Byia und seine Regierungspartei warm anziehen und endlich etwas für uns tun – denn dann wären die Behinderten das Zünglein an der Waage!"

Behindertengerechte Gebäude, Minister im Rollstuhl

Ein bisschen neidisch schaut Jean-Pierre Fopa auf Deutschland. Dort sei das zwar mit der Integration auch so eine Sache. Aber er hat von behindertengerechten Gebäuden gehört und sogar von einem Minister, der im Rollstuhl sitzt. Auch Jean-Pierre könnte sich vorstellen, Politiker zu werden. Dann würde er im Parlament weiterkämpfen. Aber bis es so weit ist, muss er sich mit seinem Freund Hubert weiter quälen - durch die Straßen von Douala.

Autor: Alexander Göbel

Redaktion: Dirk Bathe