Kameruns Langzeitpräsident Biya will bleiben
13. Juli 2018Paul Biya will noch mal – auch nach 36 Jahren scheint der kamerunische Präsident nicht amtsmüde. In den sozialen Medien kündigte Biya seine Kandidatur für eine siebte Amtszeit an. Mit seiner neuerlichen Bewerbung für das Präsidentenamt reagiere er auf "unaufhörliche Appelle" von Landsleuten aus dem In- und Ausland, schrieb Kameruns Langzeitherrscher. Für ein "noch einigeres, stabileres und blühenderes Kamerun" müssten die "Herausforderungen gemeinsam" angegangen werden. Die Präsidentschaftswahl ist für den 7. Oktober angesetzt.
Unabhängigkeitskampf im englischsprachigen Kamerun
Biya herrscht seit 1982 über Kamerun. Mit 36 Jahren an der Macht ist er einer der dienstältesten Staatschefs in Afrika. Die Opposition hat dem autoritär regierenden Präsidenten in der Vergangenheit wiederholt Wahlbetrug vorgeworfen. 2011 war Biya mit einem offiziellen Ergebnis von 77 Prozent gewählt worden. Das von ihm kontrollierte kamerunische Parlament hatte 2008 die Amtszeitbeschränkung in der Verfassung aufgehoben. Biya ist erst der zweite Präsident des westafrikanischen Landes, das 1960 unabhängig wurde.
Der 82-Jährige steht wegen riesiger Korruption im Land und einer bewaffneten Rebellion in der englischsprachigen Region Kameruns in der Kritik. Der Armee und den Rebellen werden dort schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Die englischsprachige Minderheit in Kamerun wirft Biya vor, ausschließlich frankophone Personen in hohe öffentliche Ämter zu holen. Militante Separatisten fordern deshalb eine Abspaltung. Rund 80 Prozent der 18 Millionen Kameruner sind französischsprachig. Die sprachliche Aufteilung des Landes ist eine Folge der Kolonialzeit.
34.000 Kameruner vor Gewalt geflohen
Die Ankündigung des kamerunischen Präsidenten erfolgte einen Tag nach einem Angriff auf einen Konvoi von Biyas Verteidigungsminister Beti Assomo im englischsprachigen Teil von Kamerun. Dabei wurden nach Angaben des staatlichen Rundfunks Angreifer getötet und vier Soldaten verletzt. Biya reagierte bislang nicht auf die Forderungen nach mehr Unabhängigkeit der anglophonen Regionen und bekämpft die Rebellen mit unnachgiebiger Härte.
Der bewaffnete Konflikt mit den Unabhängigkeitskämpfern dürfte den Wahlkampf beherrschen. Seit Ende 2017 starben bereits mehr als 80 Sicherheitskräfte, 185.000 Kameruner flohen vor den Kämpfen, etwa 34.000 von ihnen in das Nachbarland Nigeria. Dem zentralafrikanischen Land macht außerdem die im Norden aktive bewaffnete Islamistenorganisation Boko Haram zu schaffen.
cw/sti (dpa, afp, epd)