Kampf gegen Aids
8. März 2007HIV und die dadurch ausgelöste Krankheit Aids haben sich in den letzten 25 Jahren weltweit ausgebreitet und Millionen von Menschen immenses Leid verursacht. Seit Beginn der Epidemie sind etwa 30 Millionen Menschen an der Krankheit gestorben, Millionen von Kindern wurden zu Waisen oder Halbwaisen. Weltweit steigt die Infektionsrate von Frauen.
Zu den neueren Schwerpunkten im Kampf gegen Aids gehören beispielsweise die Sicherstellung des umfassenden Zugangs zu Präventionsmaßnahmen, Behandlung und Pflege, eine stärkere Fokussierung auf Frauen und deren Rechte sowie die Stärkung von Gesundheitssystemen.
Viele glauben, AIDS sei heilbarHIV sei nicht nur ein Problem der Länder der Dritten Welt, sagte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt. Auch in Deutschland steckten sich immer mehr Menschen an, 2700 allein im vergangenen Jahr. "Das Erschreckende ist dabei, dass trotz der guten Strategien, die wir haben, die Zahl der Neuinfektionen steigt", sagte die Ministerin. Viele glaubten, dass die Krankheit mit medikamentösen Therapien nicht nur eindämmbar, sondern sogar heilbar sei. Schmidt betonte, Aids sei nach wie vor eine tödliche Krankheit.
Die Aufklärung werde sich deshalb künftig noch stärker auf Risiko-Gruppen richten, sagte Ulla Schmidt. Ein Beispiel seien Menschen mit Migrationshintergrund, bei denen besondere kulturelle Sensibilität gefragt sei. Auch Präventions-Angebote für Reisende in Länder mit hohen Infektionszahlen sollten in Zusammenarbeit mit der Tourismus-Branche ausgearbeitet werden.
Ein Drittel mehr Geld
Der jetzt vom Kabinett beschlossene Aktionsplan sieht zum einen mehr Geld für Aufklärung in Deutschland vor - 12,3 Millionen Euro sollen bereitgestellt werden, drei Millionen mehr als bisher. Weltweit stockt Deutschland seine Hilfen im Kampf gegen die Epidemie um rund ein Drittel auf 400 Millionen Euro auf.
Angesichts der Zahl von weltweit drei Millionen Todesopfern im vergangenen Jahr hält Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul diese Hilfe für dringend nötig: "Ende 2006 waren 40 Millionen Menschen infiziert. Und es gibt im südlichen Afrika so viele Aids-Waisen, wie in Deutschland Kinder leben - das heißt rund 15 Millionen." Dies mache das Ausmaß der Pandemie in vielen Entwicklungsländern deutlich, so Wieczorek-Zeul.
Die deutsche Entwicklungsministerin bezeichnete die Bekämpfung von Aids als "Entscheidungsschlacht der Humanität". Es gehe dabei vor allem um den Schutz von Frauen und Mädchen, da diese am stärksten von der Krankheit betroffen seien. Inzwischen seien mindestens die Hälfte der Infizierten Frauen und Mädchen, im südlichen Afrika sogar zwischen 60 und 70 Prozent.
Preis für Medikamente ist drastisch gesunken
Die Bekämpfung der Krankheit werde noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen, so die Ministerin, man müsse sich auf ein langes Engagement einstellen. Es gebe aber auch Hoffnung machende Nachrichten. So seien die Kosten für Aids-Medikamente seit dem Jahr 2000 um rund 90 Prozent gesunken: "Trotzdem ist es immer noch notwendig, weiter kostengünstig Medikamente zur Behandlung von Aids-Kranken in Entwicklungsländern zur Verfügung zu stellen", sagte Wieczorek-Zeul.
Innerhalb der EU setzt sich die deutsche Entwicklungsministerin für einen Verhaltenskodex ein, der das Abwerben medizinischen Personals aus Afrika ausdrücklich ablehnt. Ärzte und Krankenschwestern würden dort gebraucht, um den Menschen zu helfen und sollten nicht in europäischen Ländern fehlende Stellen ausgleichen.
Immer mehr Infizierte in Osteuropa
Gesundheitsministerin Ulla Schmidt zeigt sich besorgt über die steigende Zahl von HIV-Infizierten in den osteuropäischen Ländern. Dort gebe es erschreckend hohe Raten von Neuinfektionen. Zwar habe auch dort die Bekämpfung der Krankheit inzwischen größere politische Unterstützung gefunden, aber es gebe immer noch Defizite. Sie sei daher froh, dass sich in der kommenden Woche eine Gelegenheit zu einem intensiven Austausch mit Vertretern aus ganz Europa bietet. Dann findet die Konferenz "Verantwortung und Partnerschaft – gemeinsam gegen HIV/Aids" in Bremen statt. Schmidt verbinde mit der Konferenz die Hoffnung, dass auch in Osteuropa die derzeit noch stockende Prävention und Enttabuisierung der tödlichen Krankheit vorangebracht werde.