Kampfjets nur bedingt einsatzbereit
30. November 2016In welchem Maß sind Panzer, Flugzeuge und Fregatten der Bundeswehr einsatzbereit? Darauf gibt ein detaillierter Bericht Antwort, den Generalinspekteur Volker Wieker dem Bundestag vorgelegt hat. Unter die Lupe genommen werden die 56 wichtigsten Waffensysteme der Bundeswehr - mit teilweise ernüchternden Ergebnissen.
Die größten Probleme bereiten der Bundeswehr nach wie vor Kampfflugzeuge und Hubschrauber. Beispiel Eurofighter: Im Berichtszeitraum von Januar bis Oktober 2016 war nur gut die Hälfte der Eurofighter-Kampfjets der Luftwaffe einsatzbereit. Der Grund: Fehlende Ersatzteile und zeitlich aufwändige Reparaturen.
Im Einsatz fit, zu Hause nicht
Noch niedriger lag die Quote bei den Tornados, die die Bundeswehr auch zu Aufklärungsflügen im Kampf gegen die Terrormiliz "IS" einsetzt. Bei den Tornados lag die Einsatzbereitschaft bei durchschnittlich 44 Prozent. Ein Grund sind auch hier Engpässe bei den Ersatzteilen. Unterboten wird diese Quote noch vom Transporthubschrauber NH90: Weniger als ein Drittel des verfügbaren Bestands waren einsatzbereit.
Ein ähnliches Bild hatte sich bereits in den Berichten der Jahre 2014 und 2015 ergeben, was der Bundeswehr viel Spott einbrachte. Die Armee eines wirtschaftlich starken und international geforderten Landes im Pannen-Modus? Der Generalinspekteur beschwichtigt: Die Bundeswehr habe ausreichend Material für ihre Auslandseinsätze und könne alle Verpflichtungen in der NATO erfüllen. Aber auch in Deutschland müssen die Soldaten an den Waffensystemen ausgebildet werden und damit üben, was aufgrund der Mängel nicht immer möglich ist. Immerhin: Bei den gepanzerten Fahrzeugen, den Panzern und den Fregatten ist die Lage deutlich entspannter als beim Fluggerät.
Mehr Geld für die Bundeswehr
Was tut die Verteidigungsministerin gegen diese Misere? Schon länger spricht Ursula von der Leyen von einem "gewaltigen Modernisierungsstau" bei der Bundeswehr, den sie beseitigen will. Das "alte Material" müsse nach und nach ersetzt werden. Zu diesem Zweck leiert von der Leyen dem Finanzminister mehr Geld aus den Rippen: Im nächsten Jahr soll der Verteidigungsetat auf rund 37 Milliarden Euro steigen - das sind etwa 2,7 Milliarden mehr als in diesem Jahr.
Damit steht nicht nur mehr Geld für das Personal zur Verfügung, etwa für die dringend benötigten IT-Spezialisten. Auch für den Kauf und die Instandhaltung der Waffensysteme gibt es mehr Mittel. In den kommenden Jahren soll der Verteidigungsetat kontinuierlich weiter steigen. Der Bundeswehrverband hält das für dringend geboten: Es passe nicht zusammen, wenn die Bundeswehr "materiell weiter am untersten Limit" sei, gleichzeitig aber international mehr Verantwortung übernehmen solle.