Kandinsky und Mussorgsky: Kunst trifft Musik
In Dessau schuf der russische Maler Wassily Kandinsky sein erstes und einziges Theaterwerk. Die Entwürfe zur szenische Aufführung von Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung" sind jetzt an ihrem Ursprungsort zu sehen.
Figurinen zum großen Tor von Kiew
Mussorgsky schrieb sein Klavierwerk, nachdem er eine Ausstellung seines Malerfreundes Victor Hartmann gesehen hatte, den er sehr verehrte. Es ging Mussorgsky dabei nicht um die genaue musikalische Darstellung der Bilder, sondern um die Eindrücke, die der verstorbene Freund bei ihm hinterlassen hatte. Genaue Bilder lassen sich den Musikpassagen nicht zuordnen. Kandinsky liebte diese Musik.
Das große Tor von Kiew
2016 feierte die Kunstwelt den 150. Geburtstag des russischen Malers Wassiliy Kandinsky. Ein Anlass, die Bühnenentwürfe zu seinem Theaterprojekt "Bilder einer Ausstellung" nach Dessau zu holen, wo das Werk 1928 uraufgeführt wurde. Die Bilder entstanden nach dem gleichnamigen Klavierzyklus des Komponisten Modest Mussorgsky.
Gnomus
Die Vorlage für "Gnomus" soll ein Aquarell von Hartmann gewesen sein, das einen Zwerg zeigt, der auf seinen "kleinen Beinen mit ungeschickten Schritten einherstolpert". Das Bühnenbild von Kandinsky erinnert daran nur entfernt. Der Kunsthistoriker Ludwig Grote beschreibt horizontale Streifen, die aufleuchten, bevor vertikale Streifen und eine kleine schwarze Figur erscheinen.
Catacombae
Musikalisch ist "Catacombae" ein Dialog zwischen Mussorgsky und seinem verstorbenen Freund Hartmann. Der Kunsthistoriker Ludwig Grote erlebte Kandinskys Umsetzung auf der Bühne eher nüchtern: "Weißgrünlicher Hintergrund. In der Reihenfolge entsprechend ihrer Größe bauen sich die Formen auf, von links und rechts bewegt, bis sich schließlich der große Bogen von oben herabsenkt."
Die Hütte der Baba Yaga
Im "Anhalter Anzeiger" war zur Uraufführung zu lesen: "Eine geheimnisvolle Konstruktion steht starr vor uns, ein Zeiger dreht sich, Farbtöne leuchten auf: grün und gelb - die Lichter an den Seiten beginnen wieder wild aufzuflammen: eine ungeheure Spannung lockt und quält zugleich den Zuschauer - es ist das uralte Geheimnis, mit dem für unsere Phantasie Hexen und Zauberinnen umgeben sind."
Bydlo
Kandinskys Regieanweisung zu diesem Bild lautet: "Die sämtlichen Figuren müssen unmateriell erscheinen und im Unbestimmten schweben." Die Kreise erinnern an die Räder eines Leiterwagens. Gezogen von einem Ochsen, hatte Modest Mussorgsky einen solchen Leiterwagen vor Augen, als er das Stück komponierte.
Der Marktplatz von Limoges
Kandinskys Frau Nina erzählt von der Arbeit ihres Mannes: "Er besaß die seltene Gabe, sich die Welt seiner Bilder mit all ihren Farben und Formen genauso vorzustellen, wie er sie dann später auf der Leinwand festhielt. Seine Bildideen kamen ihm wie Momentaufnahmen, die er in einem Zustand der Erleuchtung aufblitzen sah und dann unverzüglich in kleinen unscheinbaren Skizzen zu fixieren suchte."
Das Meisterhaus
Der Impuls für Kandinskys Bühnenkomposition ging von Georg Hartmann, dem Intendanten des Friedrich-Theaters in Dessau aus. Bei einem Besuch im Atelier von Kandinsky waren ihm einige Kompositionen aufgefallen, "die in Linie und Farbe in größter Kraft, in ihrem dramatischen Kontrast wie geschaffen für die Bühne erschienen." Die Ausstellung im Meisterhaus Dessau ist noch bis zum 22. Mai zu sehen.