Karstadt: Reise in die ungewisse Zukunft
Karstadt hat das Bild vom deutschen Kaufhaus geprägt - besonders die Premiumfilialen. Die Marke hat sich einen wichtigen Stellenwert in der Geschichte europäischer Warenhäuser erarbeitet. Hat der Konzern eine Zukunft?
Benko statt Berggruen
Jetzt soll’s ein Tiroler richten: René Benko soll Karstadt wieder auf Kurs bringen. Die Investition hält sich für den 37-Jährigen in Grenzen: Für die Übernahme bezahlt er Noch-Inhaber Nicolas Berggruen einen Euro.
Keimzelle des Kaufhauses
Wo alles begann: im Karstadt-Mutterhaus in Wismar. 1881 gründete Rudolph Karstadt hier sein erstes Geschäft, das "Tuch-, Manufactur- und Confectionsgeschäft Karstadt". Heute gehören 83 Warenhäuser zum Konzern, 28 Sporthäuser sind in der Karstadt Sports GmbH ausgelagert. Auch sie gehört Benko.
Ständige Angst vor Jobverlust
Seit fünf Jahren kommen die Mitarbeiter nicht zur Ruhe - und die Zeichen stehen nicht gut: Im Geschäftsjahr 2012/13 hat Karstadt einen operativen Verlust von 124 Millionen Euro geschrieben. Der Gesamtumsatz lag zuletzt bei 2,7 Milliarden Euro.
Shop-in-Shop im Warenhaus
Die frühere "Tuch-, Manufactur- und Confectionsgeschäft Karstadt" umfasst heute drei Premiumhäuser, darunter der Münchner Oberpollinger. Hier wird das Shop-in-Shop-Prinzip besonders konsequent umgesetzt: Luxusmarken präsentieren ihre Waren auf abgetrennten Verkaufsflächen.
Luxustempel in Berlin
Neben dem Oberpollinger und dem Alsterhaus in Hamburg gehört das KadeWe zur Premiummarke von Karstadt. Das ehemalige "Kaufhaus des Westens" ist das größte deutsche und zweitgrößte europäische Kaufhaus - mit 60.000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Die drei Häuser hatte Benko schon vor einem Jahr von Berggruen erworben.
Hier spricht Paris!
Noch vor vier Jahren wurde spekuliert, dass das KaDeWe an die französische Konkurrenz verkauft werden könnte: an die Galeries Lafayette. Deren Geschichte reicht zurück bis 1893, es ist eines der ältesten Kaufhäuser Frankreichs - damit aber immer noch rund zehn Jahre jünger Karstadt.
"KaDeWe" der Knightsbridge
Auch das Londoner Harrods wurde als möglicher Investor in das damals noch zum Arcandor-Konzern gehörige Luxuskaufhaus gehandelt. 1834 wurde es von Charles Henry Harrod gegründet, seit 2010 gehört es dem Investor Qatar Holding - der dafür fast zwei Milliarden Euro hingeblättert haben soll.
Als Tiger gesprungen
Von Investor Nicolas Berggruen hatten sich Mitarbeiter viel erwartet: 2010 übernahm er die Kette von der Arcandor-Holding, ebenfalls für einen symbolischen Euro. Fünf Jahre später werfen immer noch 20 der 83 Filialen zu wenig Gewinn ab.
Sparkurs - ohne Sjöstedt
Zuletzt sorgte das Ausscheiden der Managerin Eva-Lotta Sjöstedt nach nur wenigen Monaten im Amt für Schlagzeilen. Nach eigener Aussage fühlte sie sich von den Konzerneignern bei ihrem mirtarbeiterfreundlichen Sanierungsplan im Stich gelassen.