1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

'Megatrend' Tourismus

12. Februar 2007

Die KarstadtQuelle-Tochter Thomas Cook übernimmt den britischen Reiseveranstalter MyTravel. Der neue Konzern steigt mit zwölf Milliarden Euro Umsatz zu einem der weltweit größten Tourismusunternehmen auf.

https://p.dw.com/p/9qB8
Firmensitz von Thomas Cook in Oberursel (Quelle: AP)
Thomas Cook fordert Marktführer TUI herausBild: AP

Der Essener Handelskonzern KarstadtQuelle stärkt sein Touristik-Geschäft weiter. KarstadtQuelle-Chef Thomas Middelhoff kündigte am Montag (12.2.2007) die Fusion der Reisetochter Thomas Cook mit dem britischen Konkurrenten MyTravel an. Die Touristiksparte wird damit zum mit Abstand wichtigsten Geschäftsfeld des Traditionskonzerns. "Der Tourismus stellt als Markt einen Megatrend dar", begründete Middelhoff das Engagement. Der Konzernchef hatte erst vor wenigen Tagen eine weiteres Wachstum im Tourismusgeschäft des Konzerns angekündigt: "Die Expansion fängt gerade erst an."

Der neue Touristikriese werde ein starker Herausforderer für Europas Marktführer TUI sein. Mit einem Umsatz von 12 Milliarden Euro agiere der neue Konzern auf Augenhöhe mit dem bislang übermächtigen Wettbewerber, sagte Middelhoff. TUI hat einen Umsatz von 14 Milliarden Euro.

Einschneidende Veränderungen

KarstadtQuelle-Chef Thomas Middelhoff auf der Pressekonferenz am Montag (Quelle: AP)
KarstadtQuelle-Chef Thomas Middelhoff auf der Pressekonferenz am MontagBild: AP

Die neue Holding Thomas Cook plc werde ihren Sitz in London haben und an die dortige Börse gebracht, teilten KarstadtQuelle und MyTravel mit. KarstadtQuelle wird an dem neuen Unternehmen 52 Prozent der Anteile halten, die bisherigen MyTravel-Aktionäre 48 Prozent. Zudem besetzt KarstadtQuelle auch alle Führungspositionen. Chairman des neuen Reiseriesen wird Thomas Middelhoff, die operative Führung übernimmt der bisherige Thomas-Cook-Chef Manny Fontenla-Novoa. Nur in den ersten Monaten steht noch MyTravel-Chef Peter McHugh an seiner Seite.

Doch auch für Karstadt selber bringt die Transaktion einschneidende Veränderungen. KarstadtQuelle werde damit zu einem neuen Unternehmen, einem "Reisekonzern mit Handelssparte", heißt es im Unternehmen. Denn die Touristiksparte liefert künftig 58 Prozent des Umsatzes, auf die Warenhäuser entfallen 23 Prozent und auf den zuletzt krisengeplagten Versandhandel nur noch 19 Prozent. Der Auslandsanteil am Umsatz steigt mit einem Schlag von weniger als 20 auf fast 50 Prozent.

Neuer Name für neuen Konzern

Dieser Entwicklung will der Konzern auch nach außen Rechnung tragen. Bereits auf der kommenden Hauptversammlung am 10. Mai soll der Konzernname KarstadtQuelle einem neuen Kunstnamen - ähnlich wie Aventis oder E.ON - weichen.

Durch die Fusion erwartet der Konzern Synergien im dreistelligen Millionenbereich. Doch der Löwenanteil der Einsparungen und des damit verbundenen Stellenabbaus soll in Großbritannien stattfinden. Für die bisherige Thomas-Cook-Hauptverwaltung in Oberursel und das von dort gesteuerte Deutschlandgeschäft ändere sich fast gar nichts - auch wenn die Konzernzentrale künftig in London sitze, sagte Middelhoff.

Spielraum für noch mehr Fusionen

Attraktiv an der Transaktion ist für den Karstadt-Chef nicht zuletzt, dass kein Bargeld fließt. Der Konzern behält damit den finanziellen Spielraum, um bei der derzeitigen Konsolidierung im Tourismus und im Einzelhandel weiterhin eine aktive Rolle zu spielen. Ähnliche Transaktionen könne er sich auch im Warenhaus- und im Versandhandelsbereich vorstellen, sagte Middelhoff.

Profitieren sollen von dem Geschäft aber auch die Karstadt-Aktionäre. Middelhoff rechnet durch die Börsennotierung der Touristiktochter mit einer Wertsteigerung der KarstadtQuelle-Aktie zwischen 5 und 9 Euro. Bereits am Montag stieg die Aktie um mehr als vier Prozent. Die MyTravel-Papiere gewannen zunächst sogar mehr als 30 Prozent.

Pionier des Pauschaltourismus

Der neue Reisekonzern ist europaweit die Nummer zwei, aber Marktführer in Großbritannien und Skandinavien. Auf der Insel war die MyTravel Group bislang der drittgrößte Reiseveranstalter - hinter TUI und Thomas Cook UK.

Dabei war es nicht nur das Fernweh der Briten, welches das 1972 gegründete Unternehmen MyTravel in die weltweite Spitzengruppe der Reisekonzerne gebracht hatte. Das Unternehmen gehört zu den Pionieren des Pauschaltourismus und setzte von Anfang darauf, das Reisen bei günstigen Preisen einfach und bequem zu machen. Heute buchen nach Erhebungen der Reisebranche allein in Großbritannien jedes Jahr rund 20 Millionen Menschen einen Pauschalurlaub

Das neue Unternehmen Thomas Cook plc sieht seine Wachstumschancen dagegen vor allem im Nahen, Mittleren und Fernen Osten, aber auch auf dem amerikanischen Markt. (ana)