Kassel und die documenta
Alle fünf Jahre bringt die documenta Kunst nach Kassel - und lockt damit viele Touristen an. Die können neben aktuellen und früheren Werken auch viele andere Sehenswürdigkeiten bestaunen. Ein Rundgang.
ruruHaus: "Herz" und "Wohnzimmer" der documenta
Das ehemalige Kaufhaus mit der auffällig gestalteten Fassade ist für Künstler und Besucher gleichermaßen das Zentrum der diesjährigen documenta. Im ruruHaus präsentieren sich Künstlerkollektive, und es finden Veranstaltungen statt. Praktisch für die Besucher: Von hier aus sind alle anderen Orte der documenta schnell erreichbar.
"Lumbung" in altehrwürdiger Kulisse
Das Museum Fridericianum war schon oft zentraler Ort der documenta. In diesem Jahr definieren die Organisatoren der Gruppe "Ruangrupa" das historische Gebäude als "lumbung". So werden in Indonesien Orte genannt, die zugleich Speicher für die Ernte eines Dorfes und sozialer Treffpunkt sind. Hier wollen sich die Künstler mit Besuchern unter anderem zu Workshops und Diskussionen treffen.
Altkleider, Elektroschrott und Müll
Vor der prachtvollen Kulisse der Orangerie in der Karlsaue lenkt eine Installation den Blick auf die Schattenseite der Konsumgesellschaft: Das begehbare Werk des Künstlerkollektivs "The Nest" aus Kenia weist auf die Umweltzerstörung in südlichen Ländern hin, die durch den Transport von Unrat, Elektroschrott und Textilien verursacht wird.
Laserscape - Lichtkunst in der Stadt
Die Installation "Laserscape" war bei der documenta 1977 das erste permanente Laser-Licht-Kunstwerk der Welt - und ist bis heute ein nächtliches Wahrzeichen von Kassel. Die Strahlen verbinden unter anderem den Turm am Museum Fridericianum, das Herkules‐Oktogon und das Hessische Landesmuseum. Für die Nachtschwärmer unter den Besuchern auf jeden Fall ein "Highlight".
"7000 Eichen" für Kassel
Wohl kein anderes documenta-Werk hat das Stadtbild von Kassel so nachhaltig verändert wie "7000 Eichen" von Joseph Beuys. 1982 kippte er 7000 Basaltsteine auf einen Platz in der Innenstadt. In den kommenden fünf Jahren brachte er Stein für Stein an neue Standorte. An jedem wurde, wie in dieser Allee, eine Eiche gepflanzt. "Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung". Einheimische und Touristen freut's.
Bronze-Baum und Granitfindling: "Idee di Pietra"
Auch das Werk "Idee di Pietra" von Giuseppe Penone nimmt das Miteinander von Baum und Stein auf: Zur documenta 13 im Jahr 2012 installierte der Italiener das aus Bronze gegossene Skelett eines Baums, in dem ein Granitfindling gehalten wird. Die neun Meter hohe Skupltur wurde aus Spenden von Kasseler Bürgern angekauft und schmückt jetzt die malerische Parklandschaft der Karlsaue.
Eine Stadt will nach oben
Manche Kunstwerke entwickeln über die Jahre eine ganz eigene Symbolik. Die Skulptur "Man walking to the sky" von Jonathan Borofsky ist dafür ein Beispiel. 1992 gehörte sie zur documenta 9, doch sie blieb in Kassel und wurde für viele Bürger zu einem Sinnbild des Aufschwungs: Lag Kassel während der deutschen Teilung noch nahe der innerdeutschen Grenze, ist es jetzt wieder in der Mitte Deutschlands.
Neues Wahrzeichen mit historischem Bezug
Auch die gigantische Spitzhacke ist ein documenta-Relikt. Ihr Schöpfer Claes Oldenburg behauptete, die berühmte Herkules-Statue im Bergpark Wilhelmshöhre habe das zwölf Meter große Stahlwerkzeug an das Ufer der Fulda geworfen. So schuf Oldenburg für die documenta 7 im Jahr 1982 im Rückgriff auf das alte Wahrzeichen von Kassel ein neues mitten in der Stadt.
Halbgott mit Weitblick
Schon sehr viel länger als die documenta - die erste fand 1955 statt - lockt eben diese berühmte Herkules-Statue Besucher nach Kassel. Hoch über der Stadt thront das acht Meter große Abbild des Halbgottes seit Beginn des 18. Jahrhunderts auf einer 26 Meter hohen Pyramide und blickt über das Schloss Wilhelmshöhe bis in die Kasseler Innenstadt.
Wasserspiele als Publikumsmagnet
Die achteckige Pyramide mit dem Herkules-Denkmal ist auch Ausgangspunkt einer weiteren Attraktion, die schon lange vor der documenta Schaulustige nach Kassel lockte: Jedes Jahr von Mai bis Oktober verzaubern die barocken Wasserspiele mittwochs, sonntags und an Feiertagen Besucher aus aller Welt - und das seit rund dreihundert Jahren. Seit 2013 ist der Bergpark Wilhelmshöhe UNESCO-Weltkulturerbe.