Ampel abgelehnt
16. März 2010"Die Ampel mit ihren willkürlichen Schwellenwerten ist wissenschaftlich nicht fundiert und kann zu Mangelernährung führen", sagte die Berichterstatterin Renate Sommer (CDU) nach der Abstimmung im Ausschuss am Dienstag (16.03.2010) in Brüssel. "Eine zuckerfreie Cola mit Süßstoff bekäme 'grün' und der naturtrübe Apfelsaft 'rot', nur weil er Fruchtzucker enthält", argumentierte Sommer.
Nun soll der Brennwert in Kilokalorien je 100 Gramm noch auffälliger auf Verpackungen platziert werden. Auch Informationen über Salz, Zucker, Fette und andere Stoffe sollen die Hersteller obligatorisch offen legen. Eine Vorschrift über die Mindestschriftgröße der Informationen wollte der Parlamentsausschuss nicht einführen. "Wir haben eine vernünftige Blaupause erstellt, die den Interessen der Verbraucher und der Hersteller gleichermaßen entgegenkommt", sagte Sommer. Bei Fleisch, Früchten und Milchprodukten soll zusätzlich die Herkunft angegeben werden. Ein besonderer Hinweis ist für gentechnisch veränderte oder mit Nanopartikeln behandelte Nahrungsmittel vorgesehen.
Alles für gesunde Verbraucher
Die Befürworter der Ampel geben sich aber noch nicht geschlagen - zumal das Votum im Ausschuss mit 30 Ja- und 31 Nein-Stimmen denkbar knapp ausfiel. Die Abstimmung im Plenum sei noch "völlig offen", betont der Vorsitzende des Ausschusses, Jo Leinen (SPD). "Die Ampel ist noch nicht tot". Vor allem die Linken und Grünen im Parlament wollen in den kommenden Wochen verstärkt für die Farbpunkte werben, die Verbraucher über einen hohen (rot), mittleren (gelb) oder niedrigen und damit gesundheitlich unbedenklichen (grün) Gehalt an Fett, Salz oder Zucker informieren sollen.
Leinen sprach dennoch von einem "guten Tag für die europäischen Verbraucher". Nachdem es in den USA schon seit langem eine umfassende Kennzeichnung von Lebensmitteln gebe, werde mit einem neuen Kennzeichnungssystem auch die Europäische Union auf den neuesten Stand der Verbraucherinformation gebracht. Ziel ist es, Verbraucher besser über die Zusammensetzung von Lebensmitteln zu informieren. Die Angaben über Fett- und Zuckergehalt - etwa in Keksen und Müslis - sollen insbesondere helfen, gegen die wachsende Fettleibigkeit bei Kindern anzukämpfen.
Endgültige Entscheidung kommt noch
Das Plenum des Parlaments will nun im Mai über den Vorschlag abstimmen; in den meisten Fällen folgt es der Meinung des Ausschusses. Über die geplante Neuregelung muss dann auch der Ministerrat entscheiden.
Autor: Nicole Scherschun (dpa, epd, afp)
Redaktion: Gero Rueter