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Kein Spiel im Spielzimmer

Gui Hao 7. Februar 2004

In Nürnberg trifft sich die internationale Spielwarenbranche auf der "Toy Fair". Parallel werden die aktuellen Marktdaten aus Deutschland veröffentlicht. Alles deutet darauf hin: Spielzeug aus China ist im Kommen.

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Die gute alte Modelleisenbahn kommt ins SchnaufenBild: AP

Die Deutschen importierten im Jahr 2003 Spielzeug im Wert von 2,5 Milliarden Euro, sagt das Statistische Bundesamt in seinem aktuellen Bericht über den Im- und Export von Spielwaren. 55 Prozent davon kommen aus China. "China ist der größte Spielwarenhersteller der Welt. Da ist es ganz klar, dass es die Waren auf der ganzen Welt gibt", sagt Corinna Prinzen, Geschäftsführerin des Deutschen Verbandes für Spielwarenindustrie.

In Deutschland sind vor allem Videospiele wie die Playstation und entsprechende Software gefragt. Allein in diesem Bereich haben die Importe aus China in den letzten Jahren von zehn auf knapp siebzig Prozent zugelegt. Diese Zahl zeigt, dass China langsam von billigen, arbeitsintensiven Produkten auf High-Tech-Waren umstellt.

Tiefstpreise zu einem hohen Preis

Hinter konventionellen Spielzeugen, wie Puppen, verbergen sich häufig Kinderarbeit oder miserable Arbeitsbedingungen. Millionen junger Wanderarbeiter leben und schuften wie Sklaven. Eine Spielzeugpuppe, die in den USA für 10 Dollar verkauft wird, kostet die Produzenten in China noch nicht einmal 50 Cent, besagt eine Studie des "Christlichen Industriellen Komitees". Aus der Studie geht auch hervor, dass viele Arbeiter bis zu 16 Stunden täglich am Band stehen und dafür gerade einmal 50 bis 70 Euro im Monat verdienen.

Doch die Spielzeuge verkaufen sich gut. Und sie sind modern. Die chinesischen Hersteller wissen inzwischen, sich den unterschiedlichen Geschmäckern des Absatzmarktes anzupassen. "Der Trend ist nicht eindeutig zu definieren. In den EU-Ländern zum Beispiel beträgt der Marktanteil der Videospiele 30 Prozent, in Deutschland nur 25 Prozent", sagt Branchenvertreterin Corinna Prinzen. In Deutschland seien noch immer die traditionellen Spielwaren sehr gefragt: Modelleisenbahnen, Holzspielzeug und Autorennbahnen. Das wissen die flexiblen chinesischen Hersteller zu nutzen und
machen damit den deutschen Spielzeugherstellern Konkurrenz.

Noch zählt "Made in Germany"

2003 führten die deutschen Spielzeughersteller Waren im Wert von knapp zwei Milliarden Euro aus - ein Zuwachs von immerhin fast drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Abnehmer sind die Nachbarländer und die USA. Die Branche lebt vom Ruf, dass in Deutschland qualitativ hochwertige Spielzeuge hergestellt werden. In der deutschen Spielzeugindustrie sind 13.000 Arbeitnehmer beschäftigt. Die müssen auf die Qualität ihrer Produkte setzen, denn im Preiskampf haben sie gegen die günstigen Waren aus dem Reich der Mitte keine Chance.