Argentinien will Priebkes Leiche nicht
12. Oktober 2013Der einstige SS-Offizier Priebke, der in Rom gestorben war, sollte neben seiner Ehefrau in Argentinien beerdigt werden. Doch dann kam diese Meldung aus Buenos Aires: "Außenminister Hector Timerman hat den Befehl erlassen, nicht die geringsten Bestrebungen zur Rückführung der Leiche in unser Land hinzunehmen", teilte das Ministerium über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. "Argentinien wird diesen Affront gegen die Menschenwürde nicht akzeptieren." Jüdische Organisationen im Lande begrüßten die Entscheidung.
Einer der letzten Nazi-Verbrecher
Der 100 Jahre alte Priebke galt als einer der letzten noch lebenden Nazi-Verbrecher. Sein Anwalt Paolo Giachini hatte von den Beisetzungsplänen in Argentinien berichtet. Priebke stand in Giachinis Wohnung unter lockerem Hausarrest, nachdem er 1998 in Italien wegen eines Massakers im März 1944 zu lebenslanger Haft verurteilt worden war. Er war nach dem Zweiten Weltkrieg nach Argentinien geflohen und hatte zeitlebens keine Reue gezeigt.
Bis 1994 hatte vierzig Jahre lang unbescholten unter seinem echten Namen in einem Badeort in Argentinien gelebt. Dann entdeckte ihn ein nach Nazis recherchierender US-Journalist, und der einstige SS-Offizier wurde nach Italien ausgeliefert. Dort wurde er wegen des Massakers in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom verurteilt, doch nur ein Jahr später kam er wegen seines angeblich schlechten Gesundheitszustands und hohen Alters wieder aus dem Militärgefängnis frei und in Hausarrest.
Am 23. März 1944 hatten italienische Partisanen mit Bomben 32 Männer einer deutschen Polizeieinheit getötet. Nur einen Tag nach dem Anschlag führten SS-Truppen insgesamt 335 ahnungslose Männer in die Höhlen, um sie zu erschießen. Priebke soll als Hauptsturmführer die Namensliste der Opfer geführt haben, unter denen 75 Juden waren. Er gestand außerdem, zwei Gefangene selbst erschossen zu haben. Eine Entschuldigung oder Reue waren von Priebke nie zu hören gewesen. Er bestand vielmehr darauf, dass er Befehle befolgt habe und die Ermordung der Männer nicht hätte verhindern können.
ml/rb (afp, dpa)