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Keine Moneten für Museen

3. März 2003

Die Lage vieler deutscher Museen ist katastrophal. Einige Sammlungen sind mangels Neuankäufen längst nicht mehr international konkurrenzfähig. Aufgrund fehlender staatlicher Mittel geht es weiterhin bergab.

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Besuchermagnet von der Schließung bedroht: Berliner PergamonmuseumBild: Illuscope

Besonders betroffen ist der Osten Deutschlands. Beispiel Thüringen: Das Personal des Stadtmuseums in Weimar soll um die Hälfte reduziert werden. In Erfurt plant man, Ausstellungsräume für einige Tage in der Woche zu schließen. Und in Mecklenburg-Vorpommern macht Rostock gerade mit dem möglichen Verkauf von ganzen Museumsgebäuden Schlagzeilen.

Im Westen sieht die Situation nicht viel besser aus. Beispiel Niedersachsen: Hier wurde ein neu gebauter Flügel des Wilhelm-Busch-Museums in Hannover teurer als geplant. Daraufhin reichten die Mittel nicht mehr, um die Räume für die Dauerausstellung herzurichten. Und: es fiel eine Museumspädagogenstelle weg. In Berlin droht gar dem Besuchermagneten Pergamonmuseum die teilweise Schließung, wenn nicht bald Notmaßnahmen durchgeführt werden.

Rekord bei Besucherzahlen

Die finanzielle Situation der knapp 5.900 Ausstellungshäuser steht im krassen Gegensatz zu ihrer öffentlichen Wahrnehmung. Rund 111 Millionen Besucher zählten die Ausstellungshäuser im vergangenen Jahr bundesweit. Das ist Rekord. "Während einerseits die staatliche Förderung zunehmend rückläufig ist und sich aus der Verantwortung für ihre Institutionen löst, nimmt andererseits das gesellschaftliche Interesse an unseren kulturellen Schätzen spürbar zu", erklärt Martin Roth, Präsident des Deutschen Museumsbundes.

Eine gewisse Mitschuld an der schlechten Lage gibt Roth den Museen selbst. "Die Zeiten, in denen Kultur Staatssache war, sind vorbei", sagt er. Viele Museumsleiter seien noch aus den "prallen" 70er und 80er Jahren verwöhnt, als viel Geld für die Kultur ausgegeben worden sei. Heute seien sie zu passiv, müssten sich auch Mal selbst um Sponsoren bemühen und vor allem vernünftig wirtschaften. Darüber hinaus schlägt Roth vor, Museen in wirtschaftliche Einheiten, wie zum Beispiel Stiftungen zusammenzufassen, um Kosten zu sparen.

Kultur als Staatsaufgabe

Aber auch von staatlicher Seite muss seiner Ansicht nach deutlich mehr kommen. "Das ist nicht nur Geld, das sind auch Konzepte", fordert Roth. Aus diesen müsse hervor gehen, wo die Museen in zehn Jahren stehen sollten. "Momentan leben viele von der Hand in den Mund und sind konzeptionslos." Die Kürzungen der Museumsetats führten dazu, dass immer weniger Geld für Ankäufe, Personal oder Sonderausstellungen vorhanden sei, sagt Roth. Das bedeute, dass Öffnungszeiten eingeschränkt, Säle geschlossen und Eintrittspreise erhöht werden müssten. "Das geht auf Kosten der Qualität."

Auf der anderen Seite scheint der Staat doch Geld zu haben - allerdings nur für den Museumsneubau oder die Renovierung repräsentativer Museen. In direkter Nachbarschaft zum Pergamonmuseum wird auf der Museumsinsel das Neue Museum saniert. Dem vom Bund finanzierten Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin steht ab Mai 2003 der großartige Erweiterungsbau des Architekten I.M. Pei zur Verfügung. Ein Jahr später soll das dann renovierte Stammhaus, das Zeughaus, mit der Dauerausstellung wieder eröffnet werden.

Neues Museum in Berlin wegen Bauarbeiten geschlossen
Neues Museum in Berlin wegen Bauarbeiten geschlossenBild: AP

"Die Bauten blühen, für den laufenden Betrieb fehlt dann oft das Geld", kommentiert DHM-Direktor Hans Ottomeyer. Zudem sei problematisch, dass deutsche Firmen häufig gar nicht mehr als klassische Sponsoren auftreten wollten, sondern lieber eigene Kulturabteilungen und deren Ausstellungen finanzierten. Kultur ist daher seiner Meinung nach vorrangig eine staatliche Aufgabe, "weil die Kulturhoheit Teil der Staatssouveränität ist". Der Staat trage die Verantwortung für das Bewahren von Vergangenem für künftige Generationen. (fro)