Wie gefährlich ist H7N9?
9. August 2013Im März dieses Jahres wurde erstmals ein neuer Erreger der Vogelgrippe beim Menschen nachgewiesen. Das Virus vom Typ H7N9 löste bei den Betroffenen schwere Lungenentzündungen, Fieber und Atemwegsprobleme aus. Innerhalb weniger Wochen waren in China 133 Menschen erkrankt, von denen 43 starben - eine ungewöhnlich hohe Sterblichkeitsrate.
Schon damals vermutete die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass eine Ansteckung von Mensch zu Mensch bei diesem Virus möglich ist. Zwar hätten sich die meisten Erkrankten offensichtlich durch direkten Umgang mit Geflügel infiziert, aber es gab auch einzelne Fälle, in denen der Verdacht nahe lag, dass das Virus innerhalb von Familien weitergegeben worden sein könnte, wahrscheinlich durch Tröpfcheninfektionen über die Atemwege.
Jetzt hat ein Forscherteam um den Mediziner Bao-Chang-Jun eine diese Familien genauer untersucht und die Ergebnisse im British Medical Journal veröffentlicht: Durch Gen-Sequenzierung der Viren konnten die Wissenschaftler zeigen, dass das Virus sehr wahrscheinlich von einem 60-jährigen Mann auf seine 32-jährige Tochter übergesprungen war. Die Tochter hatte den Vater ungeschützt gepflegt und war später selbst erkrankt und gestorben.
Übertragung bei engem Kontakt mit Patienten
Obwohl damit wissenschaftlich untermauert worden ist, dass das tödliche Virus auch von Menschen auf Menschen übertragen werden kann bedeute dies noch nicht, dass eine akute Pandemie-Gefahr bestehe, sagt Susanne Glasmacher vom Robert Koch-Institut in Berlin gegenüber der Deutschen Welle.
Denn anders als zum Beispiel bei der sogenannten Schweinegrippe vom Typ H1N1, die 2009 in Mexico und den USA ausgebrochen war und sich rasend schnell über den Globus verbreitet hatte, sei die Übertragung von Mensch zu Mensch bei dem neuen Vogelgrippe-Typus sehr selten. Menschen erkranken bei den saisonalen Grippewellen an den Grippeviren der Typen H1, H2 und H3. Deshalb richten sich die jährlich neu zusammengestellten Grippe-Schutzimpfungen gegen diese Viren-Typen.
Da das Vogelgrippe-Virus H7N9 sehr wahrscheinlich von Vögeln auf Menschen übertritt, haben die chinesischen Behörden durch die Schließung von Märkten und die Keulung von Geflügel das Virus relativ schnell eingedämmt. Aber auch das wärmere Wetter könnte dazu beigetragen haben, dass die Krankheitsfälle zum Sommerbeginn zurückgegangen sind.
Das gefährlichere der Vogelgrippe-Viren
Dennoch bleibt das neue Vogelgrippe-Virus möglicherweise gefährlicher als sein Vorgänger namens H5N1, das sich seit 1997 von Geflügelmärkten in Hong Kong und China aus über Wildvogel-Populationen bis nach Europa und Afrika ausgebreitet hatte. Der Grund: Vögel, die H7N9 in sich tragen, erkranken - anders als beim Virus H5N1 - in der Regel nicht daran. Somit kann das Virus sich in Vogelschwärmen oder Geflügelfarmen unentdeckt ausbreiten.
Auch hat das H7N9-Virus, anders als die meisten anderen Vogelgrippeviren, eine größere Fähigkeit, Säugetiere und Menschen zu infizieren, vermutet das Europäische Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention. Auch die Sterblichkeit unter den bereits Infizierten ist offenbar höher. Menschen, die in China regelmäßig mit Geflügel zu tun haben, bleiben also gefährdet.
Nicht nur für Vogelzüchter, sondern auch für all jene, die Geflügel kochen oder es gerne essen, gelten allerdings weiterhin dieselben Vorsichtsregeln, die seit dem Ausbruch der alten Vogelgrippe gelten: In den betroffenen Gebieten sollte man möglichst keine Geflügelmärkte besuchen. Geflügelfleisch und Eier sollten immer ganz und gar durchgekocht oder durchgebraten werden, und regelmäßiges Händewaschen ist beim Umgang mit Vögeln oder Geflügelfleisch absolute Pflicht.