Kenias "Mutter der Bäume" gestorben
26. September 2011"Mama Miti", wie die Kenianer ihre "Mutter der Bäume" anerkennend nennen, hat ihrem Namen alle Ehre gemacht: Sie ist für die Aufforstung riesiger Waldflächen in Kenia und 13 anderen afrikanischen Ländern verantwortlich. Über 35 Millionen Bäume sind unter ihrer Schirmherrschaft gepflanzt worden. Bereits 1977 hat sie mit ihrem Aufforstungsprogramm begonnen: damals mit nur sieben Bäumen. Ebenso wie die von ihr gepflanzten Bäume wurde auch ihre Initiative schnell groß. Im Laufe der Jahre entstand eine pan-afrikanische Bewegung, der sich vor allem Frauen anschlossen. Wangari Maathai vermittelte afrikanischen Frauen ein ganz neues Selbstbewusstsein. Sie motivierte sie Verantwortung zu übernehmen und zeigte ihnen, dass sie selbst etwas bewegen können.
Mut und eisener Wille
Edward Wageni, der heutige Direktor des "Green Belt Movement", der von Maathai ins Leben gerufenen Umwelt-Bewegung, erinnert sich vor allem an ihren starken Willen und ihre ungebremste Energie. Er schätzte besonders ihren Mut. "Wenn sie einmal an etwas geglaubt hat, das gut für die Nation und die ganze Welt war, dann hat sie für diese Sache gekämpft, ohne sich darum zu kümmern, ob ihr jemand dafür applaudiert hat." Ihre Bewegung war es auch, die am Montag (26.09.2011) mitteilte, dass Maathai am Sonntag nach langem Krebsleiden in einem Krankenhaus in Nairobi gestorben ist.
In der Tat haben ihre positive Einstellung und ihr Wille Wangari Maathai von Anfang an begleitet. Schon als Kind erkannten Missionsschwestern ihre besonderen Fähigkeiten. Sie erhielt eine solide Schulausbildung in einer bekannten kenianischen Klosterschule. Anschließend bekam sie ein Stipendium für ein Biologiestudium in den USA. Ihr Studium führte sie später auch nach Deutschland. Zurück in Kenia erwarb sie als erste Frau des Landes den Doktortitel an der Universität von Nairobi und wurde dort im selben Jahr die erste Professorin für Veterinärmedizin.
Frauenrechte und Demokratie
Wangari Maathais Geschichte ist eng mit dem politischen Leben Kenias verbunden. Sie hat jahrelang für Demokratie und soziale Gerechtigkeit gekämpft, weil ihr klar war, dass eine nachhaltige Umweltpolitik ohne Demokratie nicht möglich ist. Sie gehörte in den 90er Jahren der Opposition an und kämpfte gegen das korrupte Regime unter Daniel Arap Moi, dem damaligen Präsidenten. Immer wieder riskierte sie dabei Gefängnisstrafen. Doch bei ihrem Einsatz für die Umwelt blieb sie immer konsequent. "Denn sonst werden wir regelrecht den kommenden Generationen nur Elend und Tod überlassen", so Maathai.
Nicht nur ihr Einsatz für die Umwelt, auch ihr Engagement für Frauenrechte hat sie zur zentralen Identifikationsfigur der Frauenbewegung in Kenia gemacht. Ihr ging es darum, Frauen zu ermutigen, ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Nach mehreren Anläufen wurde sie 2002 ins kenianische Parlament gewählt und zur stellvertretenden Ministerin für Umweltschutz ernannt. Maathai, die die "Mazingira Green Party of Kenya" gründete, schaffte damit als erste grüne Politikerin Afrikas den Sprung in eine Regierung. Das brachte ihr allerdings nicht nur Lob, sondern auch Kritik ein. Besonders als die damals neue Regierung wegen Korruptionsaffären massiv unter Beschuss stand und Maathai nicht zurücktrat.
Internationale Popularität
Maathai und ihre Bewegung "Green Belt Movement" erhielten über 50 internationale Auszeichnungen. Trotzdem nahm man außerhalb Afrikas erst Notiz von ihr, als sie im Jahr 2004 den Friedensnobelpreis bekam. Ihre neu gewonnene internationale Popularität nutze sie dazu, ihre Ideen auch in Afrika noch stärker zu vermarkten, wo ihr Engagement für die Umwelt nicht überall auf Verständnis stieß. Denn dort glaubte man vielerorts, dass der Umweltschutz der Entwicklung im Wege stehen würde. Maathai widersprach heftig Behauptungen, dass Umweltschutz Luxus sei: "Wenn man arm und unterentwickelt ist, wenn man auf die natürlichen Ressourcen angewiesen ist, wenn man auf das Land angewiesen ist, weil man Nahrung braucht, wenn man auf sauberes Wasser angewiesen ist und auf den Regen, dann ist Umweltschutz kein Luxus, sondern die Umwelt ist ein wichtiger Teil des Lebens und man muss sie unbedingt schützen."
Maathais großer Traum war immer, dass in Kenia eines Tages der Umweltschutz ganz oben stehen würde. Dieser Traum hat sich jedoch bis heute noch nicht erfüllt. Doch für ihre Ideen hat sie viele Anhänger gefunden – international wie national, in der Zivilgesellschaft wie in der Politik.
Autorin: Lina Hoffmann
Redaktion: Katrin Ogunsade/Miriam Klaussner