Kindersoldaten und ihre geraubte Kindheit
Sie sind erst sieben oder acht Jahre alt, werden mit Drogen vollgepumpt und gezwungen, mit Waffen Menschen zu töten: Kindersoldaten erleiden ein schreckliches Schicksal. Wenige schaffen es zurück in ein normales Leben.
In Konflikt hineingezogen
Zerbombte Häuser, getötete Familienmitglieder oder verletzte Freunde: Gerade an Kindern geht der Bürgerkrieg - wie hier in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo - nicht spurlos vorbei. Viele Kinder werden in diese Konflikte hineingezogen und müssen kämpfen - um ihre bedrohte Heimat und ums eigene Überleben.
Im Namen des Terrors
Die Terror-Miliz "Islamischer Staat" schreckt nicht vor brutaler Gewalt gegenüber Kindern zurück: Laut den Vereinten Nationen missbraucht der IS Kinder als Selbstmordattentäter oder lebende Schutzschilde. Manche werden sogar gezwungen, Menschen und auch Kinder zu töten. Trotz der menschenverachtenden Taten ist der IS für jungen Menschen attraktiv.
Nicht nur an der Front
Laut Bericht des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) würden Minderjährige von Aufständischen und regierungsnahen Milizen rekrutiert und in den bewaffneten Konflikt hineingezogen - Jungen wie Mädchen, die entweder Waisen sind, von ihren Familien verkauft oder getrennt wurden. Dann würden sie zu Kampfeinsätzen, zur Organisation des Nachschubs gezwungen oder sogar sexuell missbraucht.
250.000 Kinder in Kriegen aktiv
Sudan, Südsudan, Somalia, Tschad - das sind nur einige der Länder, in denen Kinder in den letzten Jahren in Bürgerkriegen zu Einsätzen gezwungen wurden. Die Vereinten Nationen schätzen, dass 250.000 Kinder von Armeen oder Rebellen in kriegerischen Auseinandersetzungen eingesetzt werden. Im UN-Bericht sind 52 Kriegsparteien aus 23 Ländern aufgelistet, die Kinder für ihre Zwecke missbrauchen.
Durch Drogen gefügig gemacht
Kinder einzusetzen habe leider viele Vorteile für die bewaffneten Gruppen, sagt Ninja Charbonneau von UNICEF im DW-Interview: "Die Kinder sind preiswerte Kämpfer, die leicht zu manipulieren sind. Sie werden häufig unter Drogen gesetzt und mit Propagandamaterial und Filmen auf ihre Aufgabe eingestimmt". Sie lebten in ständiger Angst, bei Ungehorsam von ihrer Truppe getötet zu werden.
Hilfe durch UN-Friedenstruppen
Manchmal gelingt den Kindern die Flucht oder sie werden durch Regierungstruppen befreit. Diese Kindersoldatin übergibt ihre Waffen an UN-Friedenstruppen. Anschließend erhält sie Essensrationen und medizinische Versorgung. Kindersoldaten leiden vor allem an Unterernährung, entzündeten Wunden, sexuell übertragbare sowie psychische Krankheiten und Drogensucht.
Zurück in ein normales Leben
Die Kinder sind entwurzelt und haben Schwierigkeiten, ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Ihr Körper und ihre Seele werden tiefe Narben zurückbehalten. Deshalb ist es wichtig, sie wieder in die Gemeinschaft zu integrieren. In Camps besuchen die Kinder eine Schule, bis sie zurück in ihre Familien können. Doch das ist sehr zeitaufwändig und schwierig, wenn bewaffnete Konflikte oder Kriege noch anhalten.
Erlebnisse verarbeiten
Eine, die den Ausstieg geschafft hat, ist China Keitetsi. Als Schriftstellerin verarbeitet sie ihre brutalen Erlebnisse als ehemalige ugandische Kindersoldatin in ihrem Buch "Tränen zwischen Himmel und Erde". Sie schildert die ersten Jahre nach ihrer Flucht in Dänemark und den Versuch die Schrecken des Krieges zu vergessen und ein unbeschwertes Leben zu lernen.
Pure Lebensfreude
Auch Emmanuel Jal war Kindersoldat. Heute ist er ein internationaler Hip-Hop-Star. Während seiner Auftritte sprüht er vor Lebensfreude - seine schrecklichen Erlebnisse kann auch er nicht vergessen. Seine Liedtexte befassen sich mit dem Bürgerkrieg im Sudan. "Mit den Liedtexten kann man die Menschen dazu bringen, einander umzubringen, oder einander zu vergeben", so der heutige Friedensaktivist.
Red Hand Day
Das Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention über die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten haben 150 Staaten ratifiziert. Am 12. Februar 2002 trat es in Kraft. Seitdem findet an diesem Tag jährlich der "Red Hand Day" statt, an dem rote Abdrücke von Handinnenflächen in vielen Ländern gesammelt werden, um an das Schicksal der Kindersoldaten zu erinnern.
Wann ist ein Kind ein Kind?
Nach der UN-Kinderrechtskonvention von 1989 gelten alle Kriegsteilnehmer unter 15 Jahren als Kindersoldaten. 2002 wurde das Mindestalter für wehrpflichtige Soldaten auf 18 Jahre angehoben. Freiwillige Rekruten über 14 Jahre sind völkerrechtlich nach wie vor legal. Für Menschenrechtsorganisationen sind alle Kämpfer und deren Helfer unter 18 Jahren "Kindersoldaten".