Mehrheit für unabhängigen Südsudan
30. Januar 2011In der einwöchigen Volksabstimmung über die Zukunft ihres Landes im Januar sprachen sich rund 99 Prozent der Südsudanesen für einen eigenen Staat aus. Nach dem am Sonntag (30.01.2011) in Juba im Südsudan vorgestellten vorläufigen Ergebnis stimmten 3,8 Millionen Wähler (98,8 Prozent) für die Unabhängigkeit.
Nur knapp 45.000 Südsudanesen votierten für den Fortbestand eines einheitlichen Landes. Die Beteiligung an dem Referendum in den zehn Südprovinzen habe 99 Prozent betragen, sagte der Leiter des Wahlbüros in Juba, Chan Reec Madut.
Im Norden des Sudan hatten sich 60 Prozent an dem Referendum beteiligt. Dabei votierten 58 Prozent für die Unabhängigkeit des Südens. Die endgültigen Ergebnisse sollen Anfang Februar bekannt gegeben werden, angesichts des überwältigenden Votums für die Unabhängigkeit dürften die Abweichungen von den am Sonntag vorgestellten vorläufigen Ergebnissen jedoch minimal sein.
Unabhängigkeitserklärung am 9. Juli
Am 9. Juli 2011 will der Südsudan formal seine Unabhängigkeit erklären.
Das kündigte der Präsident der bisher halbautonomen Region, Salva Kiir, in Juba an. Der Südsudan würde damit 54. afrikanischer Staat und der 193. Staat der Erde.
Historisches Ergebnis
Sudans Präsident Omar al-Baschir hatte bereits erklärt, der Norden werde das Ergebnis der Abstimmung respektieren und gute Beziehungen zum Süden anstreben. Nach Angaben der regierungsnahen Zeitung "Al-Rayaam" will al-Bashir die Regierung auflösen und alle südsudanesischen Kabinettsmitglieder, aber auch Richter und Abgeordnete aus ihren Ämtern entlassen. Dieses Vorgehen ist in der provisorischen Verfassung des Sudan für den Fall einer Wahl für die Unabhängigkeit des Südsudan festgelegt. Der derzeitige Erste Vizepräsident des Sudan, Salva Kiir Mayardit, stammt aus dem Südsudan.
Die Oppositionsparteien im Norden haben inzwischen zu Massenprotesten nach dem Vorbild Tunesiens und Ägyptens aufgerufen, um eine Teilung des Landes doch noch zu verhindern.
Das Referendum vom 9. bis zum 15. Januar war in einem Friedensabkommen vereinbart worden, das 2005 den blutigen Bürgerkrieg zwischen dem arabisch geprägten Norden und dem überwiegend von Schwarzafrikanern und Christen bewohnten Südsudan nach 21 Jahren beendet hatte. Der Konflikt hatte mindestens zwei Millionen Menschenleben gefordert.
Neue Fragen
Noch ist allerdings offen, wie sich das künftige Verhältnis der beiden sudanesischen Staaten gestalten wird und wie die Einnahmen aus der Ölförderung verteilt werden. Ebenfalls ungeklärt ist der exakte Verlauf der künftigen Grenze.
Die geplante Gründung eines neuen Staates in Afrika ist auch eines der Themen auf dem Gipfel der Afrikanischen Union AU, der am Sonntag in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba begann. Mit Blick auf die Entwicklung in Ägypten rief UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zu Besonnenheit, Gewaltlosigkeit und Einhaltung der Menschenrechte auf. "Überall auf der Welt müssen die Führer aufmerksamer und ehrlicher auf die Stimme des Volkes, auf die Hoffnungen der Menschen auf eine bessere Zukunft hören", mahnte Ban in seiner Rede vor den Staats- und Regierungschefs der AU.
Autor: Hartmut Lüning (dapd,dpa,afp,rtr)
Redaktion: Thomas Grimmer/ Susanne Eickenfonder