Klare Mehrheit gegen Kreuz-Pflicht
29. April 2018Fast zwei Drittel (64 Prozent) der Deutschen sind laut einer repräsentativen Umfrage dagegen, dass in jeder staatlichen Behörde in Deutschland ein christliches Kreuz aufgehängt wird. Dafür sind lediglich 29 Prozent, wie die Befragung des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag der Zeitung "Bild am Sonntag" ergab. Sieben Prozent waren sich unsicher oder machten keine Angabe.
Auch unter Katholiken und Protestanten überwiegt die Ablehnung - bei Katholiken sind dies 48 Prozent, bei Protestanten sogar 62 Prozent. Befragte anderer Konfessionen und Konfessionslose sprachen sich zu 87 Prozent gegen eine Kreuz-Pflicht aus.
Gegenwind für Söder
Auf Initiative des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder hatte das Kabinett in München beschlossen, dass ab Juni in jeder Behörde des süddeutschen Bundeslandes ein Kreuz hängen soll. Nach Ansicht der Landesregierung soll dies die "geschichtliche und kulturelle Prägung" Bayerns zum Ausdruck bringen und "sichtbares Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung" sein.
Der Vorstoß stieß deutschlandweit auf Kritik, sogar innerhalb der katholischen Kirche: Das Kreuz sei kein "Wahlkampflogo", meinte etwa der Münchner Weihbischof Wolfgang Bischof mit Blick auf die bayerische Landtagswahl in fünfeinhalb Monaten.
Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) - selbst Mitglied im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken - betonte, das zentrale Symbol christlichen Glaubens dürfe nicht Gegenstand staatlicher Verordnung werden. FDP-Chef Christian Lindner sprach in diesem Zusammenhang von einer "Profanisierung" des Kreuzes. Grüne und Linke warfen Söders CSU populistisches und verfassungswidriges Handeln vor. Und der Zentralrat der Muslime in Deutschland stellte schlicht fest: "Ein Kreuz in Dienstgebäuden verstößt gegen das Neutralitätsgebot des Staates."
wa/as (kna, epd, dpa, afp)