Die Klimakrise ist für viele Menschen schon längst kein Zukunftsszenario mehr. Überschwemmungen, Hitzerekorde und Waldbrände haben unseren gesamten Planeten erfasst und werden in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Besonders hart trifft der Klimawandel die Länder im globalen Süden, obwohl die Bevölkerung dort am wenigsten zum globalen CO2-Ausstoß beiträgt.
Es ist daher höchste Zeit, dass die Hauptverursacher, allen voran die G7-Staaten, für die Schäden aufkommen, die die Klimakrise weltweit anrichtet. Bisher hat sich die deutsche G7-Präsidentschaft jedoch nicht mit ehrgeizen Initiativen hervorgetan, um eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz und im Kampf gegen die Klimafolgen einzunehmen. Es wäre ein wichtiges Signal an die Weltgemeinschaft, wenn die Staats- und Regierungschefs in ihrer Abschlusserklärung ihre Verantwortung nicht nur anerkennen, sondern ihre Ambitionen für mehr Klimagerechtigkeit tatsächlich auch steigern.
G7-Klimapläne reichen nicht für das 1,5 Grad-Ziel
Klimapolitisch ist es ohnehin ein wichtiges Jahr. Die Staatengemeinschaft hat sich dazu verpflichtet, bis zur Weltklimakonferenz in Sharm El-Sheikh in Ägypten im November ihre nationalen Klimaschutzpläne zu überarbeiten und diese an das 1,5-Grad-Ziel anzupassen. Damit alle Länder ihre Hausaufgaben machen, sollte die G7 mit gutem Beispiel vorangehen. Bisher hat jedoch keines der G7-Länder Pläne vorgelegt, die mit dem 1,5 Grad-Ziel kompatibel sind.
Im Rahmen der deutschen G7-Präsidentschaft einigten sich die Umwelt-, Klima- und Energieminister und -ministerinnen auf einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern bis 2035. Gerade bei der extrem klimaschädlichen Kohleverstromung fehlt jedoch noch ein konkretes Ausstiegsdatum. Es liegt jetzt an Bundeskanzler Olaf Scholz, die globale Energiewende auf dem Gipfeltreffen zur Chefsache zu machen und darauf hinzuwirken, dass sich die G7 in ihrer Abschlusserklärung zu einem schnelleren Kohleausstieg bis 2030 bekennen.
Zugesagte Finanzhilfen bleiben aus
Eine drastische Reduktion der CO2-Emissionen ist aber nur eine Seite der Medaille im Kampf gegen die Klimakrise. Viele ihrer Folgen lassen sich längst nicht mehr aufhalten. Anpassungsmaßnahmen sind notwendig, damit die Menschen in den Städten und auf dem Land mit dem Klimawandel umgehen können.
Aus diesem Grund hatten sich die Industriestaaten bereits vor Jahren dazu verpflichtet, Länder mit niedrigen Einkommen stärker zu unterstützen und ihnen ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen bereitzustellen - ein zentrales Versprechen für mehr Klimagerechtigkeit, das bis heute nicht eingehalten wurde. Die G7-Entwicklungsministerinnen und -minister bekannten sich im Vorfeld des Gipfels zwar erneut dazu, dieses Ziel erreichen zu wollen. Konkrete finanzielle Zusagen machten sie allerdings nicht.
Zur Verantwortung stehen
Immerhin erkannten sie in ihrer Erklärung an, dass es zusätzlich zu den Mitteln für Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen einen gerechten finanziellen Ausgleich für Schäden und Verluste geben muss, die durch die Klimakrise bereits eingetreten sind und sich nicht mehr beheben lassen.
Gemessen an ihren Bekenntnissen sind die G7 auf einem guten Weg, eine Vorreiterrolle beim globalen Klimaschutz einzunehmen. Doch Klimagerechtigkeit muss mehr sein als ein Versprechen. Die G7-Staaten tragen als die Hauptverursacher der Klimakrise Verantwortung gegenüber jenen Menschen, die am meisten unter deren Folgen leiden. Auf ihrem Gipfeltreffen auf Schloss Elmau haben sie die Chancen zu zeigen, dass sie zu ihrer internationalen Verantwortung stehen.
Mathias Mogge ist Vorstandsvorsitzender von VENRO, dem Dachverband für Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe. Als Agraringenieur und Umweltwissenschaftler arbeitet Mogge seit vielen Jahren in der Entwicklungszusammenarbeit, vor allem in afrikanischen Ländern. Er ist außerdem Generalsekretär der deutschen NGO Welthungerhilfe.