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Klimaschützer heizen RWE-Chef Schmitz ein

3. Mai 2019

Der Energiekonzern RWE will sich in einen Ökostromkonzern verwandeln. Während Konzernchef Schmitz auf der Hauptversammlung in Essen für seine Pläne wirbt, fordern Umweltschützer von ihm einen raschen Kohleausstieg.

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Deutschland RWE Hauptversammlung in Essen Fridays-for-Future-Proteste
Bild: picture-alliance/dpa/R. Weihrauch

Vor den Aktionären hat RWE-Chef Rolf Martin Schmitz seine Vorstellungen zum geplanten Umbau des Versorgers zum Ökostromerzeuger erläutert. "Sauberen und sicheren Strom zu erzeugen - dieses Ziel treibt uns an", sagte der Manager auf der Hauptversammlung in Essen. "Wir wollen der Wachstumsmotor für die Energiewelt von morgen sein", fügte der RWE-Boss hinzu. Er versprach, mit Milliardeninvestitionen das Ökostrom-Geschäft auszubauen. RWE stehe zu den nationalen und europäischen Klimaschutzzielen. "Wir werden nicht mehr in neue Kohlekraftwerke investieren." Schon in einem Jahr werde RWE kaum wiederzuerkennen sein.

Durch den Deal mit E.ON werde sich der Versorger auf einen Schlag zu einem der führenden Produzenten von Strom aus Erneuerbaren Energie weltweit wandeln, so Schmitz. "Das gibt unserem Unternehmen eine hervorragende Zukunftsperspektive." RWE und E.ON wollen in einem spektakulären Deal die RWE-Tochter Innogy zerschlagen und unter sich aufteilen: E.ON übernimmt das Vertriebs- und Netzgeschäft, RWE das Ökostromgeschäft von Innogy, außerdem das von E.ON. Der Deal soll bis Ende des Jahres abgeschlossen werden.

Deutschland RWE Hauptversammlung in Essen Martin Schmitz
Muss laut Proteste aushalten: RWE-Chef Rolf Martin Schmitz Bild: picture-alliance/dpa/C. Seidel

Umweltschützer erhöhen den Druck

Vor der Essener Grugahalle demonstrierten tausende Anhänger der Bewegung "Fridays for Future" gegen den Versorger. RWE ist der größte Stromerzeuger in Deutschland. Der Konzern steht vor allem wegen seiner Braunkohlekraftwerke und dem Ausbaggern der Tagebaue im Rheinischen Revier in der Kritik von Umweltschützern. "Braunkohle Irrsinn - Das können wir uns nicht mehr leisten" war auf Plakaten zu lesen. "Der Kohleausstieg geht nicht schnell genug", kritisierte Klimaschützerin Claudia Römer gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Außerdem müsse RWE einen endgültigen Rodungsverzicht für den vom Tagebau gefährdeten Hambacher Forst erklären.

In der Halle sprach Luisa Neubauer, eine Vertreterin von "Fridays for Future", den Aktionären direkt ins Gewissen. "Jede Person hier im Saal trägt Verantwortung." Die Klimaaktivistin betonte: "Kein Konzern in ganz Europa trägt mehr Verantwortung für die Klimakrise als RWE." Neubauer fügte hinzu: "Wer nach 2030 noch ernsthaft plant, Kohle zu verstromen, hat nicht verstanden, in welch einer Krise wir sind."

Deutschland RWE Hauptversammlung in Essen Luisa-Marie Neubauer
Die Klimaaktivistin Luisa-Marie Neubauer fordert ein rasches UmsteuernBild: picture-alliance/dpa/C. Seidel

Ultimatum bis 19. Juni

Die Bewegung "Ende Gelände" kritisierte, die RWE-Braunkohletagebaue seien "eine der größten CO2-Quellen Europas und somit einer der Orte, der die Klimakrise verursacht". Sollte RWE bis zum 19. Juni nicht aus der Kohle aussteigen, "werden sich aus ganz Europa tausende Klimaaktivisten auf den Weg ins Rheinland machen", kündigte die Bewegung an. Aktivisten würden mit "zivilem Ungehorsam die Notbremse ziehen" und mit Protestaktionen die Tagebaue stilllegen.

Greenpeace warf RWE vor, die Menschen "für dumm verkaufen" zu wollen. Luftaufnahmen der Umweltschutzorganisation zeigten, dass die Bagger des Konzerns "in den vergangenen Monaten immer näher an den Hambacher Wald heran graben". Damit ignoriere das Unternehmen den Wunsch der Kohlekommission zum Erhalt des Waldes. Der Konzern müsse einen klaren Fahrplan vorlegen, wie er im Einklang mit den Pariser Klimazielen aus der Kohle aussteige und den Hambacher Wald schütze, forderte Greenpeace.

Zweifel an Glaubwürdigkeit

Auch der BUND erklärte, niemand nehme RWE ein "neues grünes Image ab, solange der Konzern am Tropf der Braunkohle hängt". RWE sei weit vom Wandel entfernt. Die Aktionäre sollten dem Vorstand Einhalt gebieten und ihm die Entlastung verweigern, forderte die Organisation.

Nach dem Willen der Kohlekommission sollen in Deutschland bis 2038 alle Kohlekraftwerke abgeschaltet werden. In einem ersten Schritt sollen bis 2022 rund 3 Gigawatt Braunkohlekapazität zusätzlich vom Netz genommen werden. Das würde vor allem RWE treffen. Konzernchef Rolf Martin Schmitz hat dafür bereits Entschädigungen in Milliardenhöhe gefordert.

kle/uh (rtr, afp, dpa)