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Kofi Annan nahm Friedensnobelpreis entgegen

10. Dezember 2001

"Was mit dem mangelnden Schutz der Würde jedes einzelnen Menschenlebens beginnt, endet nur allzu oft im Unglück ganzer Nationen." Die UN und ihr Generalsekretär Kofi Annan haben den 100. Friedensnobelpreis erhalten.

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Der wie üblich feierlich-freundliche Rahmen bei der Verleihung des Friedensnobelpreises hielt UN-Generalsekretär Kofi Annan in Oslo nicht davon ab, den kriegerischen Alltag dieser Tage direkt beim Namen zu nennen. Eine Ausweitung des Antiterrorkrieges auf den Irak sei "unklug" und vom Mandat des UN-Sicherheitsrates nicht gedeckt, meinte der 63-jährige Diplomat aus Ghana kurz vor Entgegennahme des Preises als deutliche Mahnung Richtung Washington.

In seiner Dankesrede im Osloer Rathaus wandte sich Annan dann denen zu, die er für die in diesen Tagen am härtesten betroffenen Opfer von Krieg, Terror und Gewaltherrschaft hält: Mädchen und Frauen in Afghanistan. Bei der Rede fiel auf, dass Annan die in der norwegischen Hauptstadt und in Stockholm schon ausgiebig gefeierte 100. Wiederkehr der ersten Nobelpreisvergabe am 10. Dezember 1901 unbeachtet ließ.

Dafür richtete er die Aufmerksamkeit am "Tag der Menschenrechte" umso ausführlicher auf die Frage, wie es um die Menschenrechte für ein eben an diesem Tage geborenes Mädchen in Afghanistan bestellt ist: "Obwohl ihre Mutter alles in ihrer Macht Stehende tun wird, sie zu beschützen und zu stützen, hat sie nur eine Chance von 25 Prozent, dass sie ihren fünften Geburtstag feiern kann." Ob dem Mädchen dies gelingen könne, sei eine Probe auf unsere gemeinsame Menschlichkeit. "Es ist die einzige, die etwas bedeutet."

"Was mit dem mangelnden Schutz der Würde jedes einzelnen Menschenlebens beginnt, endet nur allzu oft im Unglück ganzer Nationen", betonte Annan. Mit Verweis auf die Anschläge vom 11. September sagte der 63-Jährige, die Menschheit habe das 3. Jahrtausend durch ein Feuertor betreten. Ein neues Gefühl der Unsicherheit habe jeden beschlichen. Die Menschheit sei sich nun stärker bewusst, welche Bande sie verbinde - im Leid wie auch im
Wohlergehen. Die UNO müsse dafür sorgen, dass in dem neuen Jahrhundert die Lebensumstände jedes Einzelnen unabhängig von Rasse, Religion und Geschlecht verbessert würden.