Kokain bei Aldi
4. Mai 2015In Bananen-Kartons für Discounter im Großraum Berlin ist eine offensichtlich fehlgeleitete Großlieferung von 386 Kilogramm Kokain gefunden worden. Die Kisten mit den Drogenpaketen tauchten in insgesamt 13 verschiedenen Aldi-Filialen in Berlin und Umgebung auf, teilte die Polizei in der Hauptstadt mit. Das Kokain wurde von Angestellten der Supermärkte entdeckt, als sie die Kartons öffneten und die Bananen auspackten. Zum Teil lagen nur Drogenmengen von jeweils einem Kilo verpackt in schwarzer Folie zwischen den Bananen, in anderen Kisten aber auch zweistellige Kilomengen.
Bereits Anfang 2014 hatte es in Berlin einen nahezu identischen Vorfall gegeben. Damals waren in Bananen-Lieferungen an Discounter 140 Kilo Kokain entdeckt worden. "Wir prüfen gerade, ob das der größte Fund ist, den wir in Berlin je hatten", sagte ein Sprecher der Polizei zum aktuellen Fall. Es war zugleich einer der bundesweit größten Kokain-Funde der letzten Jahre.
Den Ermittlern zufolge war zunächst unklar, für wen die Drogenlieferung eigentlich bestimmt war und wieso sie versehentlich in den Filialen landete. Auf Seiten der Täter sei ganz offensichtlich ein "Logistikfehler" passiert, sagte der Sprecher der Polizei. "Wir werden jetzt ermitteln, wie die Lieferwege sein sollten". Demnach waren die Bananen-Kisten über einen Großmarkt an die Discounter-Filialen geliefert worden. Dieser wurden von der Polizei ebenfalls durchsucht. Die restliche Lieferkette war zunächst aber unbekannt.
Per Schiff aus Kolumbien?
Die Riesenpanne dürfte Drogenhändler mehr als 15 Millionen Euro kosten - oder noch mehr: Am Montagmittag lief die Suche nach weiterem Rauschgift noch. Auch Bananenkisten auf dem Berliner Großmarkt in Moabit wurden noch untersucht. Ein Kilogramm Kokain hat einen Marktwert von ungefähr 50.000 Euro.
Bei dem ersten Drogenfund in dem Discounter im Januar 2014 stellte die Polizei fest, dass die Kisten aus einer Bananen-Lieferung stammten, die per Container mit dem Schiff aus Kolumbien nach Bremerhaven gebracht worden war. In Schiffscontainern werden häufiger große Kokainmengen aus Südamerika nach Europa geschmuggelt. Erst im März hatten Zollfahnder im Hamburger Hafen 267 Kilo in einer Lieferung Erdnüsse entdeckt. Das Kokain ist in solchen Fällen nicht zwingend für Deutschland bestimmt. Die Container werden oft nur umgeschlagen.
Die Drogenkartelle nutzen häufig Frachttransporte von Lebensmitteln per Schiff. Meist holt ein Zwischenhändler die Ware in einem der großen Häfen etwa in Hamburg oder Rotterdam aus dem Überseecontainer. Hat ein Containerschiff aber Verspätung oder kommt sonst etwas dazwischen, kommen die Drogenhändler nicht an die Container - und das Rauschgift landet an der falschen Stelle.
Die 140 Kilo Kokain vom Januar 2014 waren die zweitgrößte in Berlin beschlagnahmte Drogenmenge der vergangenen 35 Jahre. 1999 hatten Fahnder bei einem Berliner Bauunternehmer 300 Kilo Kokain sichergestellt.
stu/uh (afp, dpa)