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70 Jahre Warschauer Aufstand

Bartosz Dudek1. August 2014

Vor 70 Jahren begann der Warschauer Aufstand: Ein letzter Versuch der Polen sich aus eigener Kraft gegen Hitler zu erheben. Es ist ein Datum, das weitreichende Folgen für die Geschichte Europas hat - meint Bartosz Dudek.

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Warschauer Aufstand 1944 (Foto : Museum Warschauer Aufstand 1944 in Warschau)
Bild: Museum Warschauer Aufstand 1944 in Warschau

Der Warschauer Aufstand, der am 1. August 1944 begann, war mit seinen mindestens 150 000 zivilen Opfern innerhalb von 63 Tagen, eines der größten Massaker der Weltgeschichte. Nicht mal die Atombombe von Hiroshima hat so viele unschuldige Menschenleben gefordert. Aus dem einstigen "Paris des Ostens" wurde eine wahre Mondlandschaft. Noch schlimmer: Nicht nur zehntausende von wehrlosen Kindern, Frauen und Männern wurden bestialisch ermordet, sondern auch die polnische intellektuelle Elite dezimiert.

Es war eine Apokalypse auf Befehl Hitlers unter der passiven Mithilfe Stalins, dessen Armeen dem Gemetzel vom anderen Weichselufer absichtlich teilnahmslos zugeschaut haben. Ein beispielloser Tod einer europäischen Hauptstadt vor den Augen der ganzen damaligen Welt ist heute außerhalb Polens erstaunlicherweise kaum bekannt. Es sollte ein abschreckendes Beispiel für alle Völker sein, die jemals wagen sollten, sich gegen Diktatoren zu erheben.

Und trotzdem: Das Kalkül ging nicht auf, die Nachkriegsgeneration der Polen hat kluge Schlüsse aus der Niederlage des Aufstandes gezogen. Der Kampf gegen die dem Krieg folgende kommunistische Diktatur wurde ausschließlich mit friedlichen Mitteln geführt: Unterstützt durch die katholische Kirche und die alte Generation der Aufständischen, die ihre Erfahrungen weitergegeben haben. Die Gewerkschaft "Solidarnosc", die erste demokratische Massenbewegung Osteuropas nach dem Krieg, forderte das sowjetische Imperium heraus. Die Freiheitsliebe der Polen, die 1944 im Meer des Blutes ertränkt werden sollte, machte 45 Jahre später auch anderen Völkern Mut. So war "Solidarnosc" in vielerlei Hinsicht ein Vorbild. die Bewegung war eine Ermutigung für die friedliche Revolution im Osten Deutschlands und trug damit zum Fall der Berliner Mauer bei.

Bartosz Dudek (Foto: DW)
Bartosz Dudek, Leiter der polnischen Redaktion der DWBild: DW/P. Henriksen

Heute ist Warschau eine blühende europäische Stadt. Polen ist ein freies demokratisches Land, und Deutschland sein befreundeter und geschätzter Nachbar. Dank des Schuldeingeständnisses seitens der Deutschen einerseits und der großzügigen Vergebung der Polen andererseits, stehen sich heute beide Staaten politisch und wirtschaftlich so nah wie nie zuvor. Angesichts der unbeschreiblichen deutschen Barbarei von 1944 ein wahres Wunder der Geschichte.