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Politik

Die SPD sollte sich nicht zu früh freuen

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Kay-Alexander Scholz
3. Februar 2017

Die Demoskopen melden Rekordwerte für die SPD und ihren Kanzlerkandidaten. Martin Schulz soll nun plötzlich viel beliebter sein als Angela Merkel. Das wird gewiss nicht so bleiben, meint Kay-Alexander Scholz.

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Deutschland Martin Schulz und Angela Merkel
Bild: picture alliance/dpa/O. Hoslet

Das Umfrage-Hoch für die SPD und ihren Kanzlerkandidaten Martin Schulz hat derzeit viel mit Euphorie und Hype zu tun - also mit eher kurzfristigen Gefühlen. In der Partei sind viele einfach erleichtert, dass Sigmar Gabriel den Rückzug angetreten hat und man keinen Wahlkampf für ihn machen muss. Hinzu kommt nach elf Jahren Kanzlerschaft eine gewisse Merkel-Müdigkeit. In dieser Situation kommt ein frisches Gesicht wie gerufen. Doch dass dieser Höhenflug anhält, darf bezweifelt werden.

Die Kandidatur von Schulz wird viele Widersprüche offenbaren, die mit seiner Person und der Politik der SPD zu tun haben. In  populistischer Manier präsentiert er sich als Anti-Establishment-Vertreter für "kleine Leute". Doch er war über Jahrzehnte Repräsentant der EU-Bürokratie. Mehr Establishment geht gar nicht. Um das zu überdecken, betont Schulz derzeit seine Zeit als Bürgermeister einer Kleinstadt - doch das ist lange her.

Er will gegen den neoliberalen Zeitgeist und für mehr soziale Gerechtigkeit kämpfen. Ach was! Dabei war es doch gerade die Generation um Schulz, die diesem hinterher gerannt ist. Erinnert sei an Lohndumping, Sozialabbau und ausbleibende Rentenerhöhungen, für welche nicht zuletzt auch die SPD-Kanzlerkandidaten der beiden vergangenen Wahlen mit ihren früheren Regierungsämtern und Gesichtern standen. In der Folge ging die Schere zwischen arm und reich weiter auf. Erst Angela Merkels Politik stoppte das.

Nun gut: Aktuell könnte Schulz zeigen, dass er einen echten Cut will und nicht nur Sonntagsreden hält. Der Fall der SPD-Politikerin Christine Hohmann-Dennhardt, die als VW-Vorstand mindestens zwölf Millionen Euro Abfindung für nur 13 Monate Arbeit bekommt, böte sich an.

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Kay-Alexander Scholz ist Korrespondent im Hauptstadtstudio

Vorschusslorbeer kann schnell verdorren

Rhetorik, wie glaubwürdig sie auch sein mag, ist das eine. Aber der Wahlkampf wird auch Inhalte verlangen und Schulz aus der momentanen Deckung zwingen. Wie genau will er für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen? Aber: Sobald er konkret werden wird, werden Diskussionen pro und contra folgen und am Umfragehoch nagen. Bisher galt Schulz als eher rechter in der SPD, also nah an der CDU und einer Großen Koalition. Wird er dann weiterhin von den Partei-Linken bejubelt werden? Oder ist nicht vielmehr der Katzenjammer schon programmiert? Dabei lauern noch andere, viel kontroversere Themen für die SPD: Migration, Integration und Innere Sicherheit.

Deshalb sollte sich niemand zu früh freuen: In diesem nicht einfachen, weil Differenzierung verlangenden Geflecht von Wahlkampfthemen wird die momentane Aufbruchstimmung nur schwer bis zum 24. September aufrecht zu halten sein.

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