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Ein Hoffnungsträger für Rumänien

Robert Schwartz17. November 2014

Klaus Iohannis hat die Präsidentenwahl in Rumänien gewonnen. Sein Gegner, Regierungschef Victor Ponta ist kläglich gescheitert. Ein Sieg der Demokratie, die in Rumänien nun eine neue Chance erhält, meint Robert Schwartz.

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Klaus Iohannis (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Barbu

Ja, es ist eine Überraschung von historischem Ausmaß. Zum ersten Mal seit der politischen Wende vor 25 Jahren haben die Rumänen eine parteiübergreifende Solidarität bewiesen. Der dezente, mündige Bürger der Generation 2.0, der sich informiert und nicht von gleichgeschalteten Medien manipulieren lässt, hat seine Eltern und Großeltern davon überzeugen können, dass der Kandidat Ponta, ähnlich wie der Premierminister Ponta, eine Schande für sein Land ist.

Leere Wahlversprechen, eine nie dagewesene Schmutzkampagne seiner Kamarilla, Lügen und Verleumdungen konnten ihm nicht viel helfen. Ponta hat Iohannis zum Präsidenten gemacht, durch seinen zutiefst undemokratischen Versuch, die Rumänen zu spalten. Sein national-populistischer Wahlspruch, als orthodoxer Rumäne der "gute Rumäne" zu sein, ist ihm zum Verhängnis geworden. Zu aufgesetzt war dieser Slogan, zu unglaubwürdig das ganze Gehabe des sozialdemokratischen Kandidaten. Wenn Ponta noch einen Hauch an Anstand hat, muss er zurücktreten. Eher gestern als heute.

Robert Schwartz (Foto: DW)
Robert SchwartzBild: DW

Pragmatischer Herausforderer

Klaus Iohannis hat eindrucksvoll gezeigt, dass auch ein protestantischer deutschstämmiger Politiker aus der siebenbürgischen Provinz ein guter Rumäne sein kann. Geholfen hat ihm dabei sicherlich auch sein Pragmatismus. Als viermal nacheinander gewählter Oberbürgermeister von Sibiu (dt. Hermannstadt) hat er nicht nur den Bewohnern seiner transsilvanischen Heimatstadt, sondern dem ganzen Land bewiesen, dass er es ernst meint, wenn er von einem "Rumänien der gut gemachten Arbeit" spricht.

Aber Klaus Iohannis ist auch ein Mensch der kleinen Gesten. Als er auf einer Pressekonferenz gefragt wurde, ob er überhaupt den Text der rumänischen Hymne kenne, sang er die erste Strophe fehlerlos. Damit traf er den Nerv vieler Unentschlossener, die wohl einen letzten Beweis brauchten, um ihn zu wählen.

Des Kaisers neue Kleider

Anders als Ponta, der sich am Vorabend auf einem seiner "Heimatsender" verhaspelte. Der Premierminister, der des Plagiats seiner Doktorarbeit überführt ist und dessen Doppelzüngigkeit ihm manch eine Rüge aus Brüssel eingebracht hatte, versagte auch bei dieser einfachen Aufgabe. Ein kleines Zeichen mit riesiger Wirkung. Selbst ein Kind konnte unschwer erkennen: Ponta hatte nichts an.

Zum Schluss noch ein großes Lob an die Auslandsrumänen: Rund 400.000 Wähler - dreimal mehr als im ersten Wahlgang am 2. November - bescherten Klaus Iohannis im Ausland einen klaren Vorsprung von über 40 Prozent. Und dies, obwohl auch bei diesem zweiten Wahlgang – ähnlich wie vor zwei Wochen - nicht alle Wahllokale eine reibungslose Teilnahme ermöglichten. In der ersten Runde mussten Tausende Auslandsrumänen unverrichteter Dinge abziehen. Jetzt stürmten sie regelrecht die Wahllokale, um von ihrem demokratischen Recht Gebrauch zu machen.

Von Wahlmüdigkeit keine Spur

Kilometerlange Schlangen vor den rumänischen Botschaften und Konsulaten in den europäischen Hauptstädten verleiteten manch einen Zaungast zur bitteren Frage, wo so etwas in der EU im Jahre 2014 noch möglich wäre?

Ja, es ist möglich! Vor der politischen Wende hatten die Rumänen in ihrem Land nächtelang anstehen müssen, um ein Stück Butter oder zwei Bananen für ihre Kinder zu ergattern. Jetzt waren sie angetreten, um der Demokratie in ihrem Land eine neue Chance zu geben. Gegen den Willen der eigenen Regierung. Und sie haben sich durchgesetzt!

Nun ist es an Klaus Iohannis zu zeigen, dass er das Vertrauen seiner Wähler verdient hat und gleichzeitig als Präsident aller Rumänen für Ausgleich und Versöhnung sorgen kann.