Kommentar: Franziskus, bitte übernehmen!
11. Oktober 2013"Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand", so lautet eine alte Spruchweisheit frommer Menschen. Franz-Peter Tebartz-van Elst hat diese offenkundig widerlegt. Der Bischof von Limburg ist zu einer Last für die Katholische Kirche geworden. Doch lässt er bisher die Einsicht vermissen, das Amt aus freien Stücken zu räumen, das er so massiv beschädigt hat.
Möglich, dass die seit Monaten im Raum stehende Kritik an ihm anfangs Züge einer Kampagne trug. Eine Kampagne derer, die Ämter verloren oder angestrebte nicht erhalten haben. Das ist normal – insbesondere dann, wenn zwischen dem persönlichen Stil eines Amtsinhabers und seines Vorgängers ein solcher Kulturbruch liegt, wie zwischen dem als "Fürst-Bischof" verschrieenen Tebartz-van Elst und dem franziskanisch-anspruchslosen Limburger Altbischof Kamphaus.
Hausgemachte Probleme
Die Probleme, die Tebartz im Bischofsamt nun aber unmöglich machen, die hat er sich ganz alleine geschaffen. Niemand hat ihn zu einer eidesstattlichen Versicherung über seine Reise nach Indien gezwungen, die sich durch einen Video-Beweis als glatte Lüge entpuppte. Und warum ist eine bischöfliche Verwaltung eigentlich nicht in der Lage, innerhalb von vier Wochen eine transparente Kostenaufstellung für ein Bauprojekt vorzulegen?
31 Millionen Euro sind viel Geld und passen nicht zum Idealbild einer armen Kirche, das der neue Papst Franziskus so vehement predigt. Aber auch andere Bischöfe in Deutschland haben in der Vergangenheit schon ähnlich teuer gebaut, ohne dass dies einen vergleichbaren Aufschrei ausgelöst hätte. Wieder einmal bestätigt sich eine alte Lehre aus dem politischen Betrieb: Nicht das eigentliche Problem macht vielfach den Verbleib im Amt unmöglich, sondern allein der Umgang mit ihm.
Ohnehin stellt sich die Frage: War der Bischof wirklich der einzige, der über die vollkommen aus dem Ruder gelaufenen Baukosten auf dem Limburger Domberg Bescheid wissen konnte? Zweifel sind angebracht. Und manchem Kontrolleur des bischöflichen Vermögens, der nun in Zeitungsinterviews den Oberhirten als "krank" bezeichnet, hätte man in den Gremiensitzungen der vergangenen Jahre etwas mehr Mannesmut gewünscht, kritische Fragen zu stellen.
Strukturelle Schwäche der Kirche
Der Fall Limburg offenbart die Schwäche der zentralistischen Struktur der katholischen Kirche. Obwohl Bischof Tebartz-van Elst dem Ansehen der gesamten katholischen Kirche in Deutschland schadet, kann das Problem von ihr alleine nicht gelöst werden. Nur der Papst in Rom kann einen Ortsbischof absetzen. Und so blicken in diesen Tagen ausgerechnet die Deutschen, die im Vatikan für ihre ständige Kritik am Papsttum und seinen Entscheidungen bekannt sind, nun voller Erwartung auf Franziskus. "Roma locuta, causa finita – Rom hat gesprochen, die Angelegenheit ist beendet" – so lautet eine alte Grundregel der katholischen Kirche. Bleibt zu hoffen, dass es bald so kommt.