Auf internationalem Parkett hat die Borussia aus Mönchengladbach in dieser Saison das realistisch Machbare erreicht, keine Frage. Nach Platz drei in der Hammer-Gruppe der Champions League mit Klubs wie dem FC Barcelona und Manchester City darf man im Europapokal überwintern und in der Europa League weiter machen. So weit, so gut.
Doch in der Fußball-Bundesliga schrillen die Alarmglocken. Oder besser gesagt, sollten sie endlich schrillen. Erschreckender Weise stimmen rund um den Borussia-Park weiterhin (fast) alle in den Chor mit ein, der die prekäre sportliche Situation des Vereins beharrlich verharmlost. Gestartet war man mit dem Ziel, sich erneut für das internationale Geschäft zu qualifizieren. Und jetzt?
Statistik, die schaudern lässt
Kein Erfolg in den letzten acht Ligaspielen, nur ein Sieg in den vergangenen 17 Auswärtspartien, eine mit minus neun unterirdische Tordifferenz: Da dürften nur Träumer die internationalen Plätze noch als durchaus erreichbar ansehen. Zu den nackten Zahlen tut die bittere Derbyniederlage gegen den 1. FC Köln im eigenen Stadion - so unglücklich sie auch zustande gekommen sein mag - ihr Übriges, um die unübersehbare Unsicherheit einer Vielzahl von Spielern zu erklären.
Nennen wir es beim Namen: Die Borussia befindet sich dem Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga ganz nah! Zwölf Punkte sind es zum Champions-League-Qualifikationsplatz vier, auf dem man sich am Ende der letzten Saison wieder fand. Nur fünf Zähler sind es bis zum Relegationsplatz, den man gefühlt vor einer Ewigkeit zuletzt belegt hatte. Doch trotz der anhaltenden Talfahrt sind die Verantwortlichen weiter um Ruhe bemüht, Trainer Andre Schubert steht nicht zur Debatte.
Zu viele verlorene Punkte
Kontinuität ist ein Markenzeichen, dass die Borussia zu dem gemacht hat, was sie immer war und heutewieder ist. Vor allem ein Mann hat daran großen Anteil: Sportdirektor Max Eberl, der Woche für Woche sein Festhalten an Schubert verteidigt. Doch spätestens nach der nicht überraschenden 1:4-Pleite im Borussen-Duell und dem ernüchternden Auftritt in Dortmund wirken seine Statements auch ein wenig fahrlässig: "Es ist nicht kritisch, wir sind nicht im freien Fall, aber wir müssen sensibel damit umgehen", sagte Eberl.
Immerhin aber scheinen nach lediglich 13 Zählern und 13 Toren aus den 13 Bundesliga-Spielen auch bei ihm allmählich leise Anzeichen erkennbar zu sein, dass seine Nibelungentreue zu Schubert nicht bis in die zweite Liga hält. "Irgendwann musst du punkten. Da brauchen wir nicht drumherum zu reden", betonte Eberl dann doch - Kontinuität hin oder her. Von dem ursprünglichen Saisonziel verabschiedete er sich jedenfalls schon einmal: "Wir gucken nicht auf die gleichen Ziele wie im Sommer", gab der 43-Jährige jetzt zu.
Nicht noch länger warten
Realisiert Eberl nun endlich, dass es so jedenfalls nicht mehr lange weiter gehen kann? "Die Tabelle und die anderen Mannschaften warten nicht auf Borussia Mönchengladbach. Wir müssen unser Schicksal selbst in die Hand nehmen", betonte er jetzt. Doch die Frage ist, meint er damit den Coach und wenn ja, wie viel Zeit und wie viele verlorene Punkte gibt er Schubert noch?
Lange sollte Eberl nicht mehr warten. Denn bei allem Respekt vor dem, was Schubert mit der Mannschaft nach der Demission von Vorgänger Lucien Favre mit dem Erreichen der Champions League geschafft hat, sei erlaubt zu fragen: Kann Schubert wirklich jeden einzelnen Spieler besser machen und damit die Mannschaft langfristig entwickeln? Oder hat er in dem Jahr seiner Tätigkeit als Cheftrainer lediglich das bereits vorhandene Potential der Borussia wach geküsst und verwaltet, ohne es halten oder gar nachhaltig steigern zu können? Noch hat Schubert das Vertrauen der Verantwortlichen, doch das sollte sich ändern. Die Wende muss her und das möglichst schnell!
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