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Richtiger Rückzug

Nina Werkhäuser17. August 2015

Die Bundeswehr wird ihren Patriot-Einsatz im Süden der Türkei beenden. Dort haben die deutschen Soldaten nach den türkischen Angriffen auf die Kurden auch nichts mehr verloren, meint Nina Werkhäuser.

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Eine Patriot-Abwehrraketen steht oberhalb der türkischen Stadt Kahramanmaras, Foto: dpa
Bild: picture-alliance/dpa/B. Wüstneck

Dieser Auslandseinsatz hat sich erledigt - so könnte man es salopp formulieren. Die Geschäftsgrundlage, militärisch "Auftrag" genannt, ist buchstäblich zerbröselt. Und das schneller als gedacht. Seit Januar 2013 sind Patriot-Abwehrraketen der Bundeswehr in der südtürkischen Stadt Kahramanmaras (im Bild) stationiert. Dazu 250 deutsche Soldaten, die die nahegelegene Grenze zu Syrien überwachen. Nun werden sie abgezogen, weil es dort schlicht nichts mehr zu überwachen gibt.

Die aktuelle Bedrohung ist eine ganz andere

Als "sehr niedrig" bewertet die Nato inzwischen die Bedrohung, die von ballistischen Raketen aus Syrien für die Türkei ausgeht. Mit anderen Worten: Die Militärstrategen in Brüssel halten es für unwahrscheinlich, dass eine der syrischen Kriegsparteien Raketen auf das Staatsgebiet der Türkei abfeuert. Folglich wird das Abwehrsystem Patriot, das diese Raketen abfangen könnte, in Kahramanmaras nicht mehr gebraucht. Deutschland und die USA, die Hauptakteure in diesem Nato-Einsatz, bereiten ihren Rückzug vor. Heute ist es nicht mehr das Raketenarsenal des syrischen Präsidenten Assad, das die Region in Angst und Schrecken versetzt, sondern die Terrormiliz "Islamischer Staat". Und die kämpft mit ganz anderen Mitteln.

Dass der "Islamische Staat" so stark werden konnte, hat auch mit dem Kurs der Türkei zu tun, die sich aus dem Kampf gegen die grausame Terrormiliz lange herausgehalten hat. Als die Regierung von Präsident Erdogan sich endlich einschaltete, tat sie es mit einem überraschenden Doppelschlag - sie nutzte ihren Einsatz gegen den IS, um gleichzeitig militärisch gegen die unliebsame kurdische PKK vorzugehen. Damit hat sich Zahl der Fronten in der Region noch einmal vergrößert.

Fingerzeig für einen unberechenbaren Bündnispartner

In dieser angespannten Lage gibt es keinen Anlass mehr für die Bundeswehr, in Kahramanmaras auszuharren. Zu groß ist die Gefahr, in den innertürkischen Konflikt hineingezogen zu werden. Der Einsatz, bei dem keine einzige Rakete abgefangen werden musste, war militärisch ohnehin von geringem Nutzen. Er war vor allem eine Geste der Solidarität gegenüber dem Bündnispartner Türkei. Dass Deutschland und die USA ihre Soldaten nun zurückziehen, ist ein richtiger Schritt - und zudem einer, der der türkischen Regierung zu denken geben sollte.

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