Sanders macht Hoffnung
Donald Trumps erstaunlicher Siegeszug bei der Kandidatensuche der Republikaner war das bestimmende Thema in den Medien und der öffentlichen Debatte, seit die Welt auf die US-Präsidentschaftswahlen 2016 blickt. Und natürlich ist es relevant, wie ein unflätiger Immobilien-Mogul es geschafft hat, sich durch einen auf Panikmache, Prahlerei und Fremdenfeindlichkeit basierenden Wahlkampf an die Spitze des republikanischen Kandidatenfeldes zu schieben.
Doch Trumps Aufstieg hat ein Phänomen überschattet, das nicht nur mindestens so spektakulär ist, sondern viel nachhaltigere Folgen haben könnte - der Erfolg von Bernie Sanders. Zum Vergleich: Trump, Milliardär und bekannter Reality-TV-Star, ist es gelungen sich an die Spitze eines großen, aber schwachen republikanischen Kandidatenfeldes zu manövrieren.
Trump - der Nicht-Politiker
Das schaffte er, indem er seine Konkurrenten beleidigte. Und indem er damit angab, ein politischer Außenseiter zu sein - der allgemein schon wenig Ahnung, aber noch weniger Ahnung und Interesse am politischen Prozess hat. Trumps größtenteils selbstfinanzierter Wahlkampf ist nur deswegen möglich, weil er persönlich über das Geld verfügt, sich diesen Luxus leisten zu können.
Ganz anders dagegen Bernie Sanders: Ein vor diesem Wahlkampf weithin unbekannter Mann in den Siebzigern, der sich selbst als demokratischer Sozialist bezeichnet, aus dem winzigen Bundestaat Vermont stammt und seinen Wahlkampf durch Einzelspenden finanziert. Dieser Sanders hat es nicht nur geschafft, Hillary Clinton - zuvor als sichere demokratische Präsidentschaftskandidatin gehandelt - ein bisschen zu ärgern.
Sondern er gewann bislang auch mehr als ein Dutzend Staaten durch einen themenorientierten Wahlkampf. Sanders Wahlkampfauftritte sind gut besucht - besonders junge Leute kommen scharenweise, um dem älteren Herrn zuzuhören. Umfragen zeigen, dass besonders die sogenannten Millennials, also junge Menschen, die nach 1980 und vor der Jahrtausendwende geboren wurden, Sanders gegenüber Clinton vorziehen. Bei jungen Frauen ist die Unterstützung für Sanders interessanterweise am größten.
Modellhafte Wahlkampffinanzierung
Noch wichtiger ist jedoch, wie dieser Erfolg zustande kommt. Sanders finanziert seinen Wahlkampf nämlich komplett ohne eine Super-Pac, also ohne die oft von umstrittenen Großspendern dominierten, undurchsichtigen Fundraising-Gruppen, mit der die anderen Kandidaten den Großteil ihres Wahlkampfbudgets bestreiten.
Sanders Wahlkampffinanzierung basiert dagegen auf dem Graswurzelprinzip. Und das ist durchaus wettbewerbsfähig: Im März sammelte Sanders den dritten Monat in Folge mehr Spenden ein als Clinton, mehrheitlich Kleinspenden. Die durchschnittliche Spende für Sanders beträgt 27 US-Dollar und wird fast ausschließlich online überwiesen.
Das alles ist bedeutsam weit über den derzeitigen Kampf um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten hinaus. Diese wird Sanders trotz seines guten Abschneidens wohl nicht gewinnen. Aber Sanders' Erfolg zeigt, dass es sogar in einer Zeit, in der Milliardäre und Fundraising-Gruppen den Wahlkampf prägen, möglich ist, mit einer auf Einzelspenden beruhenden Wahlkampagne wettbewerbsfähig zu sein. Für die Zukunft der Demokratie in den USA ist das ein gutes Zeichen.
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