Peter Stöger schien sich nicht so recht wohl zu fühlen in seiner Haut. Schließlich ist es noch keine Woche her, dass er den 1.FC Köln nach vier überaus erfolgreichen Jahren und katastrophalen vier Monaten verlassen musste. Diese Umgebung in Schwarz-Gelb schien deshalb noch gewöhnungsbedürftig für den 51 Jahre alten Österreicher zu sein.
Stöger beerbt Peter Bosz, den Holländer, der so furios in die Saison gestartet war und dann so krachend abstürzte. Es war eine logische Trennung, weil sich bei der Mannschaft nichts zum Guten wendete und die an ihrem sportlichen Tiefpunkt im Spiel gegen die Bremer angekommen war. Und das, obwohl der Niederländer trotz stetig wachsender System- und Fitness-Kritik in der Öffentlichkeit von der Vereinsführung stets mit Vertrauen und Zeit bedacht wurde.
Eher emotionale Nüchternheit denn Karneval
Nun also Stöger, der vor allem die große Schwierigkeit hat, sich emotional auf die neue Aufgabe beim BVB einzulassen. Der Fußballlehrer hatte schließlich in der Köln stets das Gefühl vermittelt, sich der rheinischen Lebensart voll verschrieben zu haben. Mit all ihren emotionalen Ausschlägen in alle Richtungen.
Das Dortmunder Westfalenland ist dagegen eher von emotionaler Nüchternheit geprägt. Karneval findet dort zum größten Teil eher auf dem heimischen Bildschirm denn ausgelassen auf der Straße statt.
Während Bosz der Wunschtrainer von Sportdirektor Michael Zorc war, ist Stöger der Favorit von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der den Österreicher bereits vor Saisonbeginn bei den Kölnern loseisen wollte. Auch deshalb erscheint diese Dortmunder Lösung, die zunächst bis zum Saisonende gedacht ist, als folgerichtig.
Stöger gewinnt schnell Sympathien
Sie spiegelt aber auch den Umstand wider, dass die Auswahl an erfahrenen Trainern, den zugetraut werden kann, diese anspruchsvolle Aufgabe zu bewältigen, auf dem Markt so gut wie nicht zu finden ist.
Unstrittig ist, dass Stöger jemand ist, dem es schnell gelingt, die Herzen der Spieler, Verantwortlichen und Fans zu gewinnen. Es gibt wohl immer noch niemanden in Köln, der ein böses Wort über den Coach verliert.
Die große Frage wird allerdings sein, ob Stöger nach den langen, nervenzehrenden Wochen beim FC innerlich schon dazu bereit ist, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Eine Frage, die er momentan wohl auch für sich selbst nicht vollumfänglich beantworten könnte. Stöger muss sich nicht nur an die neuen Farben gewöhnen. Es wird für ihn eine emotionale Zerreißprobe.
Unter diesem Artikel können Sie einen Kommentar abgeben. Wir freuen uns auf Ihre Meinungsäußerung!