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Teslas Deutschland-Pläne sind kein Zufall

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Henrik Böhme
13. November 2019

Typisch Elon Musk: Beinahe beiläufig verkündet er, die europäische Tesla-Fabrik im Umland von Berlin zu bauen. Für die deutschen Autobauer kommt diese Ankündigung genau zur richtigen Zeit, meint Henrik Böhme.

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So könnte es bald auch in Grünheide aussehen: Telsas Gigafactory 3 in Schanghai
So könnte es bald auch in Grünheide aussehen: Telsas Gigafactory 3 in SchanghaiBild: Imago Images/VCG

Nur mal angenommen, der neue Berliner Hauptstadt-Flughafen wäre längst in Betrieb. Dann hätte man die neue Tesla-Fabrik womöglich sogar in Tegel bauen können auf dem Gelände des bisherigen Airports - und somit in Berlin. Aber offenbar hat sich der Berliner Flughafen-Desaster bis in die Tesla-Chefetage herumgesprochen, denn der umtriebige und nicht unumstrittene Elon Musk konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: Man werde definitiv ein höheres Tempo vorlegen müssen als die Flughafen-Planer. Gebaut werden soll die Fabrik - die, weil es Elon Musk ja immer ein bisschen größer mag, Gigafactory heißt - nun in Grünheide. Kennt kein Mensch, liegt aber südöstlich von Berlin, in der Nähe des vielleicht künftigen neuen Flughafens und vor allem: im Bundesland Brandenburg. Der Stadtkämmerer von Berlin geht also in Sachen Gewerbesteuer leer aus.

Schnell muss es gehen!

Aber mal ganz abgesehen davon, dass in Berlin laut gejubelt wird, obwohl die Musik ja in Brandenburg spielt: Das dürfte einen Elon Musk nicht interessieren. Oder er traut den Berlinern einfach nicht zu, schnell genug zu sein. Flächen zur Ansiedlung hätte Berlin, vor allem im östlichen Teil, reichlich gehabt. Musk hat es eilig mit seiner neuen Fabrik, schnell muss es gehen. Denn: Mittlerweile haben die deutschen Autobauer (endlich!) die Zeichen der Zeit erkannt und legen ihrerseits los mit elektrisch angetriebenen Autos. Und mit Sicherheit hat Elon Musk mitbekommen, dass Volkswagen zum Beispiel vor etwas mehr als einer Woche den Startschuss gegeben hat für eine eigene E-Auto-Fabrik in Zwickau im Freistaat Sachsen. Dort will der weltgrößte Autobauer, wenn das Werk 2021 komplett umgebaut ist von der Verbrenner- zur E-Auto-Fertigung, pro Jahr 330.000 rein elektrisch angetriebene Autos von den Bändern laufen lassen.

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Henrik Böhme, DW-Wirtschaftsredaktion

Damit nicht genug: Zwei weitere VW-Standorte in Deutschland beginnen gerade mit dem Umbau, und auch in China und in den USA legt VW jetzt mit E-Auto-Fabriken nach. War Tesla für die deutschen Autobauer anfangs ein belächelter Gernegroß und alsbald ein ernstzunehmender Wettbewerber, dürfte sich die Sache jetzt umkehren. Denn Tesla hatte bislang noch immer Probleme mit der Massenfertigung - und schleppt zudem einen gigantischen Schuldenberg mit sich herum. Wenn nun also mit VW der - neben Toyota - größte sogenannte Volumenhersteller der Welt so massiv ins Geschäft einsteigt (wenn auch spät), dann ist das für Tesla eine ernsthafte Bedrohung. Daher darf man Tesla Entscheidung für ein Werk in Deutschland durchaus als Kampfansage verstehen.

Konkurrenten im Gespräch: BMW-Chef Zipse, Elon Musk und VW-Chef-Diess (von links)
Konkurrenten im Gespräch: BMW-Chef Zipse, Elon Musk und VW-Chef-Diess (von links)Bild: picture-alliance/dpa/J. Carstensen

Neue Jobs zur richtigen Zeit

Denn auch im sogenannten (hochpreisigen) Premium-Segment, in dem Tesla überwiegend unterwegs ist, kommt die größte Konkurrenz mittlerweile aus Deutschland: von Porsche (mit dem Taycan) und Audi (mit der E-Tron-Reihe) oder Daimer (Mercedes EQC). Auch in China, wo Tesla in nur zehn Monaten seine dritte Gigafactory hochgezogen hat und gerade die Versuchsproduktion angelaufen ist, stehen Dutzende direkte Wettbewerber wie Byton, Wey oder Hongqi in den Startlöchern. Mit Teslas Entscheidung für Deutschland ist das Rennen um die E-Auto-Vorherrschaft nun im Land, in dem das (Verbrenner-)Auto erfunden wurde, offiziell eröffnet.

Mal abgesehen von vielen Fragen, die sich nun noch stellen, ist das vor allem ein gute Nachricht für die Menschen in der Region: mehrere Tausend neue Arbeitsplätze, das kommt gerade zur richtigen Zeit. Denn südlich der geplanten Fabrik - in der Lausitz - fallen absehbar Tausende Jobs weg durch den beschlossenen Ausstieg aus der Braunkohle. Und ab sofort werden Wetten angenommen, was früher fertig wird: der neue Berliner Flughafen oder Teslas deutsche Gigafactory? 

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Henrik Böhme Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Auto- und Finanzbranche@Henrik58