Kommentar: US-Finanzstreit eine Blamage für die Weltmacht
10. Oktober 2013Man kann es drehen und wenden, wie man will: So wie China die Werkbank der Welt ist, so sind die USA nach wie vor der Motor der Weltwirtschaft. Der Dollar ist noch immer die wichtigste Währung der Welt. Das Land ist ein Hort der freien Marktwirtschaft. Derzeit aber ist das politische Washington vehement dabei, all das aufs Spiel zu setzen.
Wenn es nicht so dramatisch wäre, könnte man den regelmäßig wiederkehrenden Streit um die Anhebung der Schuldenobergrenze und in deren Folge eine drohende Staatspleite als Sitcom abtun, die alle zwei Jahre läuft. Und am Ende haben sich dann doch alle lieb. Aber so ist es leider nicht. Denn die US-Regierung hält die Weltwirtschaft dann immer im Schwitzkasten, und keiner weiß, ob sie auch dieses Mal wieder kurz vorm Ersticken locker lässt.
Die Folgen eines US-Bankrotts wären unabsehbar. Die sowieso fragile Weltwirtschaft würde in eine schwere Rezession stürzen, die Finanz- und Anleihemärkte in den Chaos-Modus umschalten. Die Lehman-Pleite von 2009 und ihre Folgen stünden in diesem Licht nur als ein mattes Vorspiel da. Auch damals waren die USA Ausgangspunkt der größten Wirtschaftskrise der letzten 80 Jahre.
Das stolze Amerika, das sich so gerne als Weltmacht Nummer Eins gibt, die führende Wirtschaftsmacht, blamiert sich gerade bis auf die Knochen. Dabei gäbe es so viel zu tun: Die Infrastruktur hat oft nur das Niveau eines Schwellenlandes, dafür ist der Schuldenberg Weltspitze. Washington muss jeden Tag für zwei Milliarden Dollar Schuldscheine ausgeben, um über die Runden zu kommen.
Als die Eurokrise besonders heftig tobte, zeigten die Amerikaner mit erhobenem Zeigefinger über den Atlantik. Schon da war klar: Würde sich die Lage in Europa wieder beruhigen, dann würde die desaströse Finanzlage der USA wieder in den Blickpunkt rücken. Vielleicht sollte sich Washington in Sachen Krisenmanagement mal ein Beispiel an Europa nehmen.