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Wieder ein schwarzer Tag für die Deutsche Bank

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Henrik Böhme
29. April 2016

Ein Aufsichtsrat schmeißt hin. Das kann passieren und ist nicht unbedingt schlimm. Außer es geschieht bei der Deutschen Bank. Da kommen sogleich viele Fragen auf, meint Henrik Böhme.

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Deutschland Deutsche Bank Schriftzug Symbolbild Verluste
Bild: Reuters/K. Pfaffenbach

Es war verdächtig lange ruhig bei der Deutschen Bank. Zudem hatte das Institut noch am Donnerstag (28.04.2016) für eine positive Überraschung gesorgt mit einem - wenn auch kleinen - Quartalsgewinn. Und zu Wochenbeginn waren mehrere aktive und ehemalige Vorstände der Bank in einem Gerichtsprozess freigesprochen worden.

Dabei hatte Deutschlands größtes Geldhaus in den vergangenen Monaten, richtiger: Jahren, beinahe im Wochentakt für neue Negativ-Schlagzeilen gesorgt. Dem Chef-Aufräumer John Cryan, seit letztem Sommer an der Spitze, war es in der Tat gelungen, das Institut wieder ein wenig aus der Schusslinie zu nehmen. Freilich zu einem hohen Preis: Etliche Spitzenmanager gefeuert, ein paar Tausend Mitarbeiter gleich mit, milliardenschwere Vergleiche für Skandale der jüngsten Vergangenheit, Verluste in Milliardenhöhe. Eine Rosskur.

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Henrik Böhme, DW-Wirtschaftsredaktion

Ende einer Männerfreundschaft

Aber wer nun gedacht hatte, es würde Ruhe einziehen in die Doppeltürme zu Frankfurt am Main, der lag falsch. Es scheint in der DNA der Deutschbanker zu stecken, sich am allerliebsten vors Schienbein zu treten. Die nächste Lunte ist gelegt, spätestens seit einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" vom vergangenen Wochenende. Vom Bruch einer einst großen Freundschaft war die Rede, vom Bruch zwischen Paul Achleitner, dem Chef des Aufsichtsrates, und Georg Thoma, den Achleitner vor drei Jahren in das Gremium geholt hatte: Als obersten Aufklärer der Verfehlungen in der Vergangenheit. Aber so, wie man sein gebrauchtes Auto nicht seinem besten Freund verkaufen sollte, sollte man wohl auch seine besten Freunde nicht ins gleiche Entscheidungsgremium bitten.

Übereifriger Aufklärer?

Denn offenbar hat es Thoma, einer der renommiertesten deutschen Wirtschaftsanwälte, nach dem Geschmack einiger Aufsichtsratsmitglieder mit dem Aufklären übertrieben. Thoma stand ja auch einem sogenannten Integritätsausschuss vor, dort laufen die Fäden der Aufklärung der diversen Skandale zusammen. Und das waren ja so einige: Zinsmanipulationen, Devisentricksereien, Geldwäsche - nur um die wichtigsten Baustellen zu nennen. In erwähntem Artikel nun ließen sich zwei Mitglieder des Kontrollgremiums zitieren. Der Übereifer stoße auf Kritik, so der eine. Wichtig wäre es, die vergangenen Kapitel abzuschließen und in die Zukunft zu schauen, so der andere.

Es bleibt turbulent

Für Thoma war damit offenbar eine rote Linie überschritten, er warf das Handtuch. In der entsprechenden Mitteilung der Bank wird der eine der beiden Kritiker nun zitiert und dankt Herrn Thoma für seinen großen Einsatz und seine wichtige Aufbauarbeit. Großes Kino, das alles. Für die Deutsche Bank ist das ein weiterer schwarzer Tag. Denn die Ruhe ist dahin. Weil natürlich jetzt erst recht viele Fragen gestellt werden: Wusste Thoma zu viel? War womöglich Achleitner selbst ins Fadenkreuz der Ermittlungen geraten? Wollte gar Thoma ihn vom Thron stoßen? Ein herrliches Drehbuch für eine Soap aus Frankfurts Finanzviertel. Allein: Es steht zu viel auf dem Spiel.

Die Deutsche Bank hat wahrlich andere Sorgen. Der Aktienkurs ist ein Witz, die Bank ist und bleibt ein Übernahmekandidat. Hinzu kommt eine Nullzins-Politik, die das Geschäftsmodell genau so gefährdet wie die fortschreitende Digitalisierung der Finanzbranche. In drei Wochen steht in Frankfurt die nächste Hauptversammlung an. Es war sowieso nicht zu befürchten, dass es da langweilig werden würde. Aber nun, nach diesem erneuten Desaster, ist wieder richtig Zunder drin. Die Deutsche Bank kommt nicht zur Ruhe.

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Henrik Böhme Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Auto- und Finanzbranche@Henrik58